Whisky – Grundlagen und Genusstips
Whisky – eine Legende in der Welt der Spirituosen. Das Wissen um das „Wasser des Lebens“ stammt jedoch bei vielen überwiegend aus der Serie „Two and a Half Men“ und endet meist mit den Begriffen „Bourbon“ und „Scotch“. Ob Whiskyliebhaber, Neuling oder Charlie-Sheen-Kenner, hier erfahren Sie, was man über Whisky wissen sollte:
- Was versteht man eigentlich unter Whisky
- Whisky/Whiskey?
- Wie schmeckt Whisky?
- Wie trinkt man Whisky?
- Vom Feld übers Fass in die Flasche
- Whisky im 21. Jahrhundert – mehr als nur Schottland, Irland und die USA
Das Thema „Whisky/Whiskey“ ist so umfangreich, dass wir hier beim besten Willen nicht alles abdecken können. Der gespannte Leser darf sich daher auch zukünftig auf geballtes Whisky-Know-How freuen. An dieser Stelle gibt es zunächst einen allgemeinen Überblick. Über Anregungen freuen wir uns natürlich sehr.
Was versteht man eigentlich unter Whisky?
Whisky ist, ganz grob gesagt, ein Getreidedestillat, welches mindestens drei Jahre im Holzfass lagerte und mit einem Alkoholgehalt von mindestens 40 Volumenprozent abgefüllt wird. Klingt zunächst eher wenig spannend. Trotzdem hat sich in vielen Teilen der Erde eine eigene Whiskykultur entwickelt. Denn Whisky ist unglaublich vielseitig in seiner Herstellung und somit auch im Geschmack. Damit bietet dieses zunächst simpel erscheinende Destillat aus Getreide eine ganze Bandbreite an Aromen für unterschiedlichste Vorlieben und Geschmäcker. Also: Wenn Sie gerade dabei sind, diesen Artikel zu verlassen, weil Sie mal einen Whisky getrunken haben dieser mit „ungenießbar“ noch wohlwollend beschrieben ist, bleiben Sie auf jeden Fall dran! Es kann ja eigentlich nur besser werden.
Wasser des Lebens
Erstmal tauchte der Begriff „Whisky“ 1734 auf. Es entsprang dem Schottisch-Gälischen uisge beatha oder dem Irischen Pendant uisce beatha, was sich grob mit „Wasser des Lebens“ übersetzen lässt. Noch heute, finden wir, ist dies eine überaus passende Bezeichnung. Allmählich wurde irgendwann nur noch uisge gesagt, woraus schließlich usky wurde. Engländer anglisierten den Begriff, passten diesen also der englischen Sprache an. So entstand das Wort „Whisky“.
Noch heute scheiden sich die Geister, ob nun Irland oder Schottland das Geburtsland des Wassers des Lebens ist. Wir möchten uns in diese mittlerweile Jahrhunderte andauernde Fehde auch lieber nicht einmischen.
Whisky oder Whiskey?
Vielen wird bereits aufgefallen sein, dass heute zwei Schreibweise existieren: Whisky und Whiskey. Im schottischen sowie im kanadischen wird die Schreibweise „Whisky“ genutzt.
In Irland und im überwiegenden Teil der Vereinigten Staaten von Amerika wird die Version „Whiskey“ verwendet. Dies ist auf die Iren zurückzuführen, welche sich unbedingt von ihrer schottischen Konkurrenz abheben wollten und daher das „e“ einfügten. Der Rest der Welt orientiert sich mit der Schreibweise entweder an der Herstellungstechnik, an welche man seine eigene Produktion anlehnt (abguckt), oder man wählt die, die einem besser gefällt. In Deutschland wird zum Beispiel überwiegend „Whisky“ genutzt.
Wie schmeckt Whisky?
Wie bereits erwähnt, ist diese Frage überaus schwierig zu beantworten – und definitiv nicht immer mit Schlagwörtern wie rauchig oder fruchtig. Whisky schmeckt immer anders. Im Abschnitt „FFF“ erfahren Sie mehr über die Gründe und wie der Geschmack überhaupt entsteht, denn besonders die Lagerung nimmt einen großen Einfluss auf den Whisky. Da das Fass sehr entscheidend für die Geschmacksbildung ist, haben wir dazu bereits einen eigenen Artikel verfasst über Fasslagerung verfasst.
Grundsätzlich gib es folgende Geschmacknuancen und Empfindungen, die bei Whisky häufig auftreten:
- Fruchtig
- Floral (blumig)
- Süß
- Holzig
- Malzig
- Würzig
- Salzig
- Torfig/Rauchig
- Alkoholische/Medizinische Schärfe
Hier sind wir natürlich noch lange nicht am Ende angelangt. Jeder Whisky zeigt nämlich diese und weitere Nuancen in unterschiedlichen Intensitäten oder auch gar nicht. Dazu kommt, dass sich die einzelnen Geschmacksmerkmale in unterschiedlichen Ausprägen zeigen. Fruchtige Aromen können z.B. durch Banane, Apfel, Aprikose oder auch Beeren repräsentiert werden. Süße Nuancen durch den Geschmack nach Datteln, Honig oder Karamell. Es gibt Whiskys mit nussigen oder schokoladigen Anklängen, aber auch blumigen oder grasig-frischen Zügen nach Jasmin, Sommerblüten, Heu oder Wildkräutern.
Sie erkennen an dieser Stelle bereits sehr gut, was mit „Vielfältigkeit“ gemeint war. Es ist schwierig, Whisky generell geschmacklich einzuordnen. Am einfachsten ist immer, ein Tasting zu besuchen oder sich vernünftig im Laden beraten zu lassen und vor Ort zu probieren. Oder schauen Sie gleich direkt einmal in unserem Artikel zu Geschmacksbeschreibungen von Whisky vorbei, da gehen wir etwas mehr ins Detail.
Wie trinkt man Whisky?
Ein Whisky wird für gewöhnlich alleinstehend genossen. Er dient also weder als Aperitif (vor dem Essen) noch als Digestif (nach dem Essen), noch wird er im Allgemeinen als Begleiter zu Mahlzeiten gereicht, wie dies z.B. bei Wein der Fall wäre. Gern wird Whisky mit herzhaften Snacks, guter Schokolade oder einer Zigarre kombiniert.
So trinkt man Whisky richtig
In westlichen Kreisen wird Whisky meist pur bei Zimmertemperatur getrunken. Besonders gut eignen sich dazu länger gelagerte Whiskys, da diese häufig milder, jedoch trotzdem geschmacksintensiv sind. Bei kräftigeren Whiskys, besonders bei Abfüllungen in Cask Strength (Fasstärke), wird gern mit wenigen Tropfen Wasser verdünnt. Kenner schwören auf den puren, ungekühlten Genuss, da sich die Aromen dann am besten entfalten und so der Geschmack des Whiskys am deutlichsten hervortritt. Wir empfehlen außerdem einen Whisky im Nosingglas zu servieren und nicht wie früher üblich in einem Tumbler.
Eine weitere, klassische Art einen Whisky zu genießen ist „On The Rocks“, also auf Eiswürfeln. Diese kühlen den Whisky und verdünnen diesen gleichzeitig. Diese Art des Servierens findet häufig bei Bourbon und Blends Anwendung. Dabei sollte gesagt sein, dass manche Aromen durch diese Zubereitung nicht mehr erkennbar sind. Klassischerweise wird On The Rocks noch immer im Tumbler serviert.
Cocktails und Longdrinks?
Natürlich gibt es auch klassische Cocktails und Longdrinks auf Whiskybasis. Dabei ist die Auswahl im Vergleich zum Rum oder Vodka etwas eingeschränkter, da Whisky häufig einen komplexeren Geschmack mitbringt und aus Tradition pur getrunken wird. Jeder kennt natürlich Whisky Cola, einen Highball mit Cola und Eis. Je nach verwendetem Whisky schmeckt dieser immer anders. Außerdem gibt es noch die Klassiker unter den Cocktails: Whisk(e)y Sour, Manhattan oder Old Fashioned sind nur ein paar von diesen.
Die gute heiße Variante: Irish Coffee
An dieser Stelle darf man natürlich den Irish Coffee nicht vergessen. Dieser besteht in der Basis aus Zucker, Whisky und Kaffee. Gern wird der Zucker dabei direkt im Glas karamellisiert oder durch den erhitzten Whisky aufgelöst und dann mit heißem Kaffee aufgefüllt. Serviert wird klassischerweise mit einer Sahnehaube, die auf dem Kaffee liegt.
Exotische Varianten
Darüber hinaus finden sich noch diverse, für den westlichen Geschmack merkwürdig anmutende Servierarten. Besonders im asiatischen Raum werden Sie Whisky nahezu immer als Highball, meist mit einem großen Stück Eis und viel Wasser, bekommen. Vereinzelt wird dort Whisky auch mit warmem bis heißem Wasser stark verdünnt zum Essen gereicht, was auf eine Werbeaktion in den 1960er und 1970er Jahren zurückzuführen ist. Serviervarianten mit grünem Tee sind ebenfalls überaus beliebt.
Whisky Produktion -vom Feld übers Fass in die Flasche
Da Sie bis hierher bereits viel über Whisky, seine Geschmacksnuancen und Serviertechniken wissen, wollen wir endlich näher darauf eingehen, woher die Aromen stammen. Dabei sind besonders die folgenden Faktoren maßgeblich:
- Feld: Welches Getreide wird genutzt und wie wird dieses verarbeitet
- Fass: Hauptgeschmacksgeber
- Flasche: Was noch wichtig ist bevor es in die Flasche geht und ein paar Interessante Designs
Feld – Gerste, Weizen, Roggen, Mais
Klassischerweise wird Gerste für die Whiskyproduktion verwendet, aber auch andere Getreide wie Roggen, Weizen und Mais. Mais wird besonders häufig bei amerikanischen Whiskys verwendet, z.B. muss ein Bourbon bzw. Tennessee Whisky wie Jack Daniels oder Jim Beam einen Maisanteil von mindestens 51% aufweisen. Roggen wird gern von kanadischen wie auch amerikanischen und finnischen Whiskybrennern verwendet, welche aufgrund des Roggens einen ganz eigenen und sehr speziellen Geschmack entwickeln. Beispiele hierfür sind u.a. der Kyrö Verso Matured Rye Spirit (Finnland) oder der Sonoma County Rye Whiskey (USA, Kalifornien).
Wer einen rauchigen Whisky produzieren will, gib beim Darren des Getreides Torf hinzu. So wird nicht nur heiße Luft sondern Rauch produziert, welcher in das Getreide eindringt und so für rauchigen, torfigen Whisky verantwortlich ist. Eine der bekanntesten Marken für rauchige Whiskys ist sicherlich Ardbeg.
Destilliert wird im Übrigen in zwei verschiedenen Verfahren: Pot Stills oder Column Stills. Kenner schwören auf Pot Stills, einem sogenannten diskontinuierlichen Verfahren, welches jedoch aufwendig ist und viel Zeit in Anspruch nimmt. In Column Stills (auch Coffey, Patent oder Continuous Still) wird heute im industriellen Stil gebrannt, wobei kontinuierlich die Getreidewürze in die Destillation geführt wird. Dies sorgt für Zeit- und Kostenersparnisse, ergibt jedoch auch einen anderen Geschmack, sodass dieses Verfahren hauptsächlich für die Erzeugung von Grain Whiskys verwendet wird.
Fass – entscheidend für Aroma und Geschmack
Der letzte Produktionsschritt besteht in der Fasslagerung und ist für die Geschmacks- und Aromenbildung der vielleicht wichtigste Schritt. Tatsächlich ist dieser von solcher Bedeutung, dass wir bereits einen eigenen Artikel darüber verfasst haben.
Die Lagerung erfolgt über mindestens drei Jahre in Holzfässern. Dabei kann aus einer schier unendlichen Vielfalt an Fässern gewählt werden. Man geht davon aus, dass der Whisky schlussendlich 60-80% seines Geschmacks und Aromas aus der Lagerung erhält, was erneut verdeutlicht, warum diese so überaus bedeutend ist.
Flasche – So macht ein Whisky auf sich aufmerksam
Nach der Lagerung erfolgt entweder direkt die
- Abfüllung in Fasstärke (Cask Strength) oder
- eine Herabsetzung des Alkohols (meist mit Quellwasser) oder
- das Blenden.
Beim Blenden handelt es sich um einen Vorgang, bei welchem verschiedene Whiskys miteinander verschnitten (vermählt) werden und ggf. erneut gemeinsam Lagern (Verheiraten). Ursprünglich um Fehlaromen zu verdecken und junge Whiskys aufzuwerten, wird das Blenden heute gern genutzt, um vielschichtige und komplexe Whiskys zu kreieren. Wichtig ist noch zu erwähnen, dass ein Whisky in der Flasche nicht mehr nachreift.
Auch im Whiskybereich wird mittlerweile gern mit Flaschen- und Etikettdesigns auf sich aufmerksam gemacht, auch wenn noch immer deutlich dezenter als z.B. beim Wodka. Schöne Beispiele hierfür sind neben der knalligen Farbe von Bruichladdich Scottish Barley auch die Abfüllungen aus dem Hause Douglas Laing, wobei es uns besonders der Scallywag Pure Malt angetan hat. Sehr charakteristisch sind auch die Flaschen von Maker‘s Mark, welche von Hand mit Wachs versiegelt werden, sowie die einzigartige Form bei Whiskys von Isle of Jura, an denen diese sofort zu erkennen sind.
Guter Whisky kommt nicht mehr nur aus Schottland: Deutschland, Österreich, Japan und Co.
Mittlerweile ist Whisky nahezu weltweit vertreten. Selbst in Deutschland, Österreich und der Schweiz wird überaus erfolgreich Whisky gebrannt. Denken Sie nur an Ziegler oder Slyrs. Beide Brennereien bieten wirklich erstaunliche und vielseitige Whiskys an. Slyrs experimentiert gern mit unterschiedlichem Finish, wodurch z.B. Whiskys mit Marsala oder Rum Finish entstehen. Auch gute Whiskyliköre kommen von der Brennerei Lantenhammer am Schliersee. Ebenso kann kaum jemand behaupten, bereits mit einer Metalband einen Whisky kreiert zu haben, wie dies beim Ziegler Aureum Grave Digger der Fall ist.
Gute Whiskys kommen heute nicht mehr nur aus Irland oder Schottland. Besonders zur Jahrhundertwende tauchten auf einmal japanische Whiskys von einer unglaublichen Qualität auf, obwohl diese vorwiegend Blends sind. Blends geniessen nämlich bei vielen Whiskyliebhabern noch heute nicht das Ansehen eines Single Malts. Wenn man jedoch mal einen Suntory Hibiki 21 Years oder einen Suntory Hakushu 18 Years probiert hat, ändert sich diese Meinung schnell. Grundsätzlich engagieren sich asiatische Länder im stärker in der Kunst des Whiskybrennens, sodass z.B. Taiwan dahingehend ebenfalls auf dem Vormarsch ist.
An dieser Stelle lässt sich gar nicht aufzählen, aus wie vielen Ländern mittlerweile hervorragender Whisky kommt. Natürlich sind Irland und Schottland noch heute ganz vorne mit dabei: Wer kennt denn nicht berühmte schottische Namen wie Balvenie, Caol Ila , Chivas Regal oder Glenfiddich? Natürlich kennt auch heute jeder noch die irischen Größen und Klassiker wie die Whiskeys von Jameson, Bushmills oder auch Teeling. Ein guter Single Malt, als Irish Whiskey oder Scotch, ist noch immer und wird bestimmt auch immer für gute Qualität und Tradition stehen. Doch daneben kann man die blühende Konkurrenz und deren Spitzenprodukte nicht mehr vernachlässigen.
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