Geschmacksbeschreibung Whisky: Blumenwiese, Lagerfeuer und Seetang?

Whisky

Bestimmt kennen Viele dieses Problem: man liest eine klangvolle Beschreibung eines Whiskys, weiß damit jedoch über nichts anzufangen. „Florale und fruchtige Tönen unterstützen die deutliche Süße…“ Schmeckt der Whisky jetzt nach Gänseblümchen, Äpfeln und Zucker? Nun: Nein, vielleicht ja, eher nein.

Wir zeigen Ihnen, was die verschiedenen Geschmacksnuancen beim Whisky bedeuten und wie sich diese zeigen. Dazu geben wir Beispiele in Form von Whiskys, bei welchen dieser Geschmackseindruck vergleichsweise ausgeprägt ist.

Dabei werden wir uns von den eher einsteigerfreundlichen, häufig als „leicht“ und „sanft“ beschriebenen Geschmacksarten bis hin zu den komplexen, schweren Eindrücken schmecken.

In dieser Reihenfolge werden wir die typischen Geschmackseindrücke von Whiskys vorstellen (durch klicken gelangen Sie direkt zum jeweiligen Abschnitt dieses Beitrages):

Diese Geschmacksrichtungen sind mal mehr, mal weniger kräftig ausgeprägt oder kommen in manchen Whiskys gar nicht vor. Außerdem handelt es sich bei dem Geruch und Geschmack von Whisky mehr um ein Aromenspiel: süße Whiskys weisen häufig auch fruchtige und florale Noten auf und rauchige Whiskys bringen oft eine gewisse Salzigkeit mit. Manche Whiskys weisen auch nahezu sämtliche Geschmacksbeschreibungen, die Sie oben sehen, auf. Die Beispielwhiskys werden also nicht ausschließlich den Geschmackseindruck aufweisen, unter welchem sie aufgelistet sind, sondern dieser ist in der Aromenvielfalt dominierend oder auffällig.

Bevor es losgeht…

… klären wir ein paar allgemeine Punkte, die grundsätzlich für Spirituosen gelten: süß bedeutet nicht, dass der Whisky wie Sirup schmeckt; salzig bedeutet nicht, dass er wie Salzwasser schmeckt und ein Schluck Whisky, egal wie fruchtig er ist, wird niemals wie ein Schluck Fruchtsaft sein. Wenn Sie sich davon gelöst haben und sich erneut vor Augen führen, dass Whisky mit mindestens 40 Volumenprozenten abgefüllt werden muss, fällt es definitiv leichter, sich auf den Geschmack einzulassen und Whisky kennen und lieben zu lernen.

Außerdem gilt, dass bis auf süß, salzig und bitter, was wir mit Zunge schmecken können, geschieht ein Geschmackseindruck am Gaumen und im Rachen. Dazu noch näheres am Ende des Beitrages, wo wir auch klären, warum Beschreibungen eine heikle Angelegenheit sind.

Jetzt aber los.


Süß: Honig und Datteln

Wenn ein Whisky als „süß“ beschrieben wird, dann meist in Kombination mit diesen Ausprägungen:

  • Karamell
  • Honig
  • Brauner Zucker
  • Rosinen/Datteln
  • Vanille

Diese Geschmacksbeschreibungen treten häufig nach der Verdünnung mit wenigen Tropfen Wasser deutlicher hervor. Süße Geschmackseindrücke stammen überwiegend aus dem Fass, z.B. Vanille und Karamell aus ehemaligen Bourbon- und/oder Eichenfässern. Besonders Whiskys aus Fässern, in denen vorher Likörweine oder Rum lagerte, weiße deutlich süßere Geschmacksnuancen auf. Grundsätzlich gilt Bourbon als „der Süße“ unter den Whiskys.

Beispiele für süßere Whiskys:


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Fruchtig: Apfel, Banane und Beeren

Fruchtige Whiskys zeigen sich, überraschender Weise, durch typische Geschmackseigenschaften von Früchten. Besonders häufig finden sich dabei folgende Beschreibungen:

  • Helle/dunkle Früchte
  • Apfel
  • Banane
  • Pfirsich
  • Zitrusfrüchte
  • Trauben
  • Beeren
  • Tropische Früchte
  • Getrocknete Früchte
  • Eingekochte Früchte/Marmelade
  • Obstkuchen

Diese Nuancen stammen ebenfalls aus der Fasslagerung. Bestimmte Rotweinfässer bringen vor allem die Aromen von Trauben, Beeren und dunklen Früchten mit. Diese werden auch als „schwer“ beschrieben oder mit dem Geschmack von kräftigem Kompott verglichen. Im Gegensatz dazu bringen Weißweinfässer häufig das Aroma heller, frischer Früchte mit.

Beispiele für fruchtbetone Whiskys:


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Floral/Blumig/Grasig/Frisch: Heide und Sommerwiesen

Wie auch hier der Name bereits sagt, erinnern diese Aromen an den Duft von Blumen und die Frische von Gras und Kräutern. Häufig auftretende Beschreibungen sind dabei:

  • Jasmin
  • Rosen
  • Lilien
  • Raps
  • Blumen-/Sommerwiesen
  • Helles Obst
  • Pfirsich
  • Helle Beeren
  • Birnen
  • Grünes/frisch geschnittenes Gras
  • Frische Kräuter
  • Heu
  • Wiese

Wie unschwer zu erkennen, werden hier auch dezent fruchtige Noten gern als floral beschrieben. Wir erwähnen dies hier, damit es beim Lesen von Tastingnotes nicht zu Verwirrungen kommt. Besonders Jasmin und Rose sind hier Aromen, die viele bereits entweder in Form von Jasmintee oder Rosenwasser kennen gelernt haben. Unter die floralen Töne fallen auch gern grasig-frische Nuancen, die an frische Kräuter wie Minze erinnern. Daher erwähnen wir diese ebenfalls hier. Auch diese Töne, da sie meist sehr dezent und sanft sind, treten durch Zugabe von Wasser stärker hervor.

Dies sind blumige, grasige und/oder frische Whiskys:


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Würzig/Nussig: Pfeffer, Zimt, Kaffee

Wir haben uns dazu entschieden, würzig und nussig in eine Kategorie zusammenzufassen, da diese auch gern zusammen auftreten. Nussig als alleinstehende Kategorie aufzuführen würde sich zudem nicht unbedingt lohnen, da wenige Whiskys nussige Aromen als Hauptmerkmal tragen. Typische Ausprägungen in dieser Kategorie sind:

  • Vanille
  • Zimt
  • Muskat
  • Tabak
  • Kaffee
  • Röstaromen
  • Pfeffer
  • Mandel
  • Haselnuss
  • Geröstete Nüsse

Sie sehen, dass auch hier erneut die Vanille auftaucht, da diese auch gern als würziger und nicht als süßer Eindruck beschrieben wird. Diese Palette an Geschmackseindrücken stammt ebenfalls aus der Fasslagerung. Diese sind zum einen abhängig davon, wie stark getoastet – also ausgebrannt – ein Fass ist und auch was vorher darin gelagert ist. Ehemalige Sherry- und Portweinfässer bringen gerne eine gute Portion Würze mit. Außerdem geben manche Sherry- sowie wenige Weißweinfässer die Nuss an den Whisky weiter.

Whiskys mit deutlich würzigen und/oder nussigen Tönen sind:


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Malzig: Das Bier und Brot unter den Whiskys

Whisky wird aus Getreide, klassischerweise Gerste, hergestellt. Dadurch kommt ein getreideartiges, malziges Aroma her, was manche auch an Bier erinnert. Bier und Whisky teilen sich nämlich den Ausgangstoff Gerste. Typische Beschreibungen aus dieser Kategorie sind

  • Hafer
  • Korn/Mais
  • Tannenadeln
  • Helles Bier
  • Vollkornbrot

Im englischen spricht man dabei auch häufig von „cereal“. Diese Whiskys bringen eine etwas herbere Note mit. Meist sind diese Töne in vergleichsweise kräftigeren Whiskys zu finden und auch ohne Wasserzugabe recht deutlich.

Malzige Whiskys sind:


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Holzig: Eiche, Wein und Sherry

An dieser Stelle müssen wir einmal differenzieren, denn es gibt zwei Arten von Holztönen: Zum einen ein tatsächlicher Holzgeschmack und zum anderen der Geschmack und die Aromen von zuvor im Fass gelagertem Inhalt. Letzteres wird auch gelegentlich als „weinig“ oder „weinartig“ beschrieben und macht sich besonders im Geruch bemerkbar. Da aber der Begriff weinartig viele andere Aromen direkt ausschließt, haben wir uns für diese Einteilung entschieden:

  1. Aromen/Geschmack NACH Holz
  • Eiche
  • Kiefer
  • Sägemehl
  • Leinen
  • Lakritz
  • Kerzengeruch
  1. Aroma AUS dem Holz nach vorherigem Inhalt
  • Wein
  • Sherry
  • Cognac
  • Portwein
  • Bourbon

Manche mögen holzige Aromen, besonders da Weiß- und Limousineiche gern süße und vanillige Töne an den Whisky geben. Töne der zweiten Kategorie sind selten im Geschmack im Vordergrund: in der Nase sind beispielsweise vorgelagerter Wein, Port oder Sherry häufig sehr deutlich, geschmacklich differenziert sich dies in süße, fruchtige und würzige Aromen. Ein wirklicher, echter Holzgeschmack nach z.B. Eiche entwickelt es sich meist erst mit einer sehr langen Lagerdauer. Auf dem Markt gibt es kaum Whiskys mit über 40 Jahren Lagerdauer da diese tatsächlich beginnen nach einem Stück Holz zu schmecken. Wer einmal in der Destillerie war und aus einem sehr alten Fass kosten durfte, weiß ganz genau, wovon die Rede ist. Abgesehen davon handelt es sich bei diesen häufig um extrem hochpreisige Whiskys.

Bezahlbare Whiskys der 1. Kategorie:

 

 

 

 

 

Whiskys der 2. Kategorie:


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Maritim: Whisky für Seebären

Mit den maritimen Tönen kommen wir in den Kenner- und Liebhaber Bereich. Maritime Töne zeigen sich durch folgende Aromen und Geschmäcker:

  • Salzig
  • See-/Küstenluft
  • Meeresbrise
  • Seetang
  • Seegras/Seespargel (Queller)

Diese stammen ebenfalls aus der Lagerung, jedoch nicht aus dem Fass. Für die Entwicklung maritimer Töne ist der Lagerort entscheiden. Besonders die Lagerung in Küstennähe ist dafür verantwortlich. Eine salzige Note kann auch durch Lagerung in Salzgrotten, Höhlen, aber auch bestimmten Kellern erreicht werden. Maritime Whiskys sind nicht jedermanns Sachen, doch bringen diese Töne häufig einen kleinen Kick mit.

Zu den Maritimen Whiskys gehören:

!!ACHTUNG!! : Diese Whiskys enthalten alle auch eine torfige und/oder rauchige Note.

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Rauchig/Torfig: Für abenteuerlustige und Kenner

Manche Whiskypäpste trennen diese Eindrücke. Da jedoch das rauchige Aroma aufgrund von der Verwendung von Torf beim Darren herrührt und diese Begriffe auch oft zusammen oder sogar synonym verwendet werden, fassen wir diese auch in eine Kategorie. Beschreibungen im Zusammenhang mit rauchigen/torfigen Whiskys klingen meist so:

  • Rauch
  • Holz-/Lagerfeuer
  • Kaminfeuer
  • Geräucherter Schinken/Fisch
  • Grill
  • Moos
  • Torf
  • Rinde

Auch hier betreten wir wieder ein Feld für Liebhaber. Besonders Whiskys der schottischen Insel Islay zeigen sich gern äußerst rauchig und torfig. Das liegt daran, dass auf Islay ein großes Torfvorkommen vorhanden ist. Meist tauchen daher maritime und rauchige/torfige Aromen gemeinsam auf, denn viele Brennereien haben sich in Küstenregionen auf Islay gebildet. Diese Whiskys sind häufig recht schwer und komplex, aber mehr dazu im Beitrag zu schottischen Whiskys der Insel Islay.

Wahre Rauchbomben sind zum Beispiel:

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Medizinisch/Alkoholisch/Streng: Das Ungewollte

Diese Aromen sind ein eher heikles Thema. Oft werden diese als unangenehm oder sogar als Fehlaromen wahrgenommen. Es gibt daher wenige Whiskys die diese Nuancen aufweisen oder wo diese gar dominierend sind. Dies liegt zum einen daran, dass diese Aromen tatsächlich ungewollt sind und daher schlichtweg in den meisten Whiskys nicht auftauchen oder, was wahrscheinlicher ist, niemand seinen Whisky so beschreiben will:

  • Brennend
  • Stechend
  • Spritig
  • Aseptisch
  • Desinfektionsmitte
  • Aschenbecher
  • Streng
  • Alter Käse/Alte Socken
  • Altes Leder
  • Gerbgeruch
  • Ölig

Ich glaube, dass nach der Auflistung klar wurde, warum diese Aromen ungewollt sein könnten. Es gibt jedoch ein Ausnahme: Abfüllungen in Cask Strength (Fassstärke). Diese werden unverdünnt mit teilweise über 55 Volumenprozenten abgefüllt. Bei diesen ist eine gewisse alkoholische Schärfe, was viele als brennend empfinden, vorhanden. Dies ist dann meist auf den hohen Alkoholgehalt und weniger auf schlechte Destillationstechnik oder eine geringe Lagerzeit zurückzuführen. Alkoholische und medizinische Nuancen treten mit der Dauer der Lagerung immer mehr in den Hintergrund. Bei Abfüllungen in Cask Strength wird jedoch auch davon ausgegangen, dass der Whisky vor dem Verzehr im Glas verdünnt wird, sodass die alkoholische Schärfe deutlich gemildert wird.

Hierzu werden und können wir keine vernünftigen Beispiele geben. Wer mal einen scharfen, stechenden Whisky probieren will, kann dies anhand von jüngeren Cask Strength Abfüllungen tun.

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Überrascht?

Vielleicht sind manche von Ihnen nun überrascht über diese Vielfältigkeit. Die Frage „Wie schmeckt Whisky?“ oder gar „Wie schmeckt guter Whisky?“ ist dadurch nahezu unmöglich zu beantworten. Bei „Wie schmeckt DER Whisky?“ wird es schon ein wenig leichter, aber auch dies ist komplizierter als viele glauben. Um Enttäuschungen vorzubeugen klären wir Sie an dieser Stelle noch einmal genauer darüber auf, was Sie beim Lesen von Beschreibungen im Hinterkopf behalten sollten.

Zwickmühle Produktbeschreibungen

Das Stichwort hier heißt subjektive Wahrnehmung. Was Sie in Produktbeschreibungen lesen sind Eindrücke von Whiskypäpsten, Kennern und irgendwelchen Leuten im Internet. So ist es nur natürlich, dass jeder einen Whisky etwas anders wahrnimmt. Wie für den einen die Suppe zu salzig ist und der perfekte Apfel eher sauer als süß schmecken sollte, nimmt jeder einen Whisky anders wahr. Geschmack ist, bis auf die Grundgeschmacksarten, etwas was sich erlenen lässt und sich auch verändert.

Trotzdem sind Produktbeschreibungen äußerst hilfreich, denn Sie geben einen Hinweis darauf, was man in etwa erwarten kann. Auch wenn jemand nicht genau den Apfel sondern eher eine Birne schmeckt ist der Whisky trotzdem fruchtig. Ob nun der eine Honig oder Karamell als dominierend wahrnehmt, wird der Whisky eine gewisse Süße haben. Sie könne Produktbeschreibungen und auch in vielerlei Hinsicht auch die Meinung der Kritiker getrost mit in Ihre Kaufentscheidung ziehen. Bei dieser Bandpreite an Produkten sind diese eine sehr gute Hilfestellung.

Trotzdem: mir wird vielleicht ein fruchtiger, süßer, leicht würziger Glenfarclas immer noch besser schmecken als ein rauchiger, salziger Bowmore, egal, wie sehr jemand diesen auch lieben und loben mag.

Woran erkenne ich nun einen guten Whisky?

Lässt sich an der Geschmacksbeschreibung ein guter Whisky erkennen? Ja und Nein. Ob ein Whisky für Sie persönlich gut ist, entscheiden nur Sie. Woran man guten Whisky erkennt ist Stoff für einen ganz eigenen Artikel. Am Besten ist immernoch die Fachberatung im Laden sowie einfach mal im Laden, bei Freunden oder im Tasting probieren.

CHEERS!

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