Deutsche Weine: Mosel – ein linker Nebenfluss des Rheins
Manchmal vergisst man die Diversität deutscher Produkte, wenn man stets mit den Klischees konfrontiert ist. Hier in Essen zeigen die Werbeflächen ständig diverse Biermarken. Klar, in einer Stadt im Ruhrgebiet finden diese auch die größten Abnehmer. Fußball, Bergbau und Co verlangten eine lange Zeit nach dem allerorts bekannten Feierabendbier. Wir wollen jetzt und hier aber mal wieder die Werbetrommel für einen anderen schon seit Jahrtausenden auch in Deutschland beheimateten Alkohols rühren: deutscher Wein. Dafür haben wir uns für zwei kleinere Beiträge die linken Nebenflüsse des Rheins ausgesucht, deren Weine in unserem Sortiment vertreten sind. Deutsche Weine von der Mosel erfreuen sich eines hohen Bekanntheitsgrades und haben hier den Vortritt vor denen von der Nahe.
Anschließend finden Sie nun ein paar Informationen rund um die Geschichte und Beschaffenheit des Moselweinbaugebiets. Es folgen die beispielhaften Produkte zweier Weingüter der Region.
Mosel
Tendenziell reduziert sich der Weinbau seit der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts an der deutschen Mosel etwas. Kleinere Familien- und kleinbäuerliche Betriebe geben ihre zumeist in den extremen Steilhängen gelegenen Anbauflächen auf. So gibt es immer weniger Nebenerwerbswinzer, die eigentlich bis in die 1960er Jahre den Großteil der Weinbaubetriebe ausmachen. Trotzdem gibt es rund 3.000 Winzerbetriebe an der Mosel. Dazu gehören alteingesessene Großbetriebe wie beispielsweise Carl Loewen und die Weingüter Wegeler. Junge Betrieben mit Winzern, die eine akademische Ausbildung in BWL und Önologie, also Weinlehre, gleichen den Verlust der alten Nebenerwerbswinzer aus. Das kommt vor allem auch den Anbauflächen zugute, die schwerer zu erreichen sind, jedoch einen sehr guten Ruf haben. Obgleich sehr mühsam, lohnt sich die harte Arbeit. Aufgrund der Steillage können die Trauben nämlich nur per Hand geerntet werden. Sie ist aber auch der Grund dafür, dass sie Weine hervorbringen, denen trotz geringem Alkoholgehalt eine unglaubliche Tiefe innewohnt.
Weltweit ist an der Mosel flächenmäßig das größte Anbaugebiet von Wein an Steillagen (= Hangneigung von mehr als 30%). Von den insgesamt 10.540 Hektar Weinbaugebiet, die auf 544 Flusskilometer verteilt sind, sind circa 3.500 Hektar steil. Das ist gut für das Wachstum der Reben. Denn so fallen die Sonnenstrahlen schräg und intensiv auf die Hänge. Damit bieten sie genügend Licht und Wärme für die Trauben, die so in dem sonst kälteren deutschen Klima mediterrane Bedingungen erleben und deswegen prächtig gedeihen können. Dank der Schlingen der Mosel, gibt es viele im Süden gelegene Flächen, die für den Weinbau nutzbar sind. außerdem reflektiert das Wasser die Sonne und unterstützt so deren Arbeit. Die Schieferböden tragen auch ihren Teil dazu bei. Diese speichern die Sonnenwärme ausgezeichnet und die tiefreichenden Wurzeln der Weinreben profitieren von der hohen Mineraldichte in Boden und Wasser.
Wissenswertes
Obwohl die Mosel nicht in Deutschland, sondern in den Vogesen am Col de Bussang in Frankreich, entspringt, ist sie schon seit langer Zeit ein wichtiger – wenn nicht sogar der wichtigste – Ort der deutschen Weinkultur. Vor hunderten Millionen Jahren reckte sich das Rheinische Schiefergebirge empor und verpasste der Mosel ihre charakteristische Schlingenform. Diese sogenannten Mäander sind der Grund, warum die Moselweinregion, ehemals Mosel-Saar-Ruwer, großflächig so überaus fruchtbar für deutsche Weine ist. Durch diese Schlingen richten sich nämlich viele Anbaugebiete, ebenerdige sowie die in Steillage, nach Süden aus.
Den Grundstein dafür legten die Römer, die im Jahre 16 v. Chr. die Stadt Trier erbauten. Obwohl schon die vorher dort angesiedelten Kelten Weinbau betrieben, waren es die Römer, die großangelegte Weingüter errichteten und die Mosel als Wasserstraße zu ihren Soldatenlagern und Städten erschlossen. Der Weinkonsum römischer Soldaten war riesig und sogar die Sklaven bekamen ihren Anteil. Im Mittelalter fiel die Bewirtschaftung der Weinberge in den Aufgabenbereich der Kirche und ihren Klöstern. Noch heute gibt es einige bischöfliche Weingüter.
Deutsche Weine aus der Moselweinregion sind heutzutage größtenteils weiß. Das war nicht immer so. Noch bis Anfang des 20. Jahrhunderts war der Anteil an roten oder blauen Sorten weitaus größer als jetzt. Wirtschaftlich rentierten sich Weißweine international mehr als Rotweine. Deswegen baute man weniger rote Trauben an. Auf die spitze trieben es daraufhin die Nazis. Die mangelnde Ergiebigkeit verhalf ihnen, die ihrer Ansichten nach ausländischen, also undeutschen Roten Trauben und deren Erzeugnisse, zu verbieten. Von 1933 bis noch weit in die 80er hinein galt dieses Rotwein-Verbot. Glücklicherweise erkannte man die Unsinnigkeit eines solchen Gesetzes und Ende 1987 pflanzten die Winzer wieder erste Rotweinsorten an der Mosel.
Weinbaubereiche
Insgesamt ist die Moselweinregion die älteste von 13 Qualitätsweinbaugebieten Deutschlands. Sie erstreckt sich von der deutsch-luxemburgischen Grenze, die teilweise von dem Fluss selbst bestimmt ist, bis 240 km vor der Moselmündung in den Rhein bei Koblenz. Obwohl die Landwirtschaftskammern die Mosel in sechs Weinbaubereiche unterteilt, ergibt eine Vierteilung aufgrund von Historie, Klima- und Bodenbeschaffenheit mehr Sinn. Diese vier Weinbaubereiche, auf die sich die Fachliteratur- und -presse einigten, lauten wie folgt:
- Obermosel
- Trier, Täler der Saar und Ruwer
- Mittelmosel
- Untermosel oder Terrassenmosel
Obermosel beschreibt im deutschen Sprachgebrauch das Gebiet von der Dreiländergrenze von Deutschland, Frankreich und Luxemburg bis zur Einmündung der Saar bei Konz kurz vor Trier. Geologisch betrachtet gehört es zum sogenannten „Pariser Becken“. Dort gibt es größtenteils Muschelkalkböden. Hier wachsen größtenteils – natürlich dem Ruf der Mosel entsprechend – Weißweinreben, aber auch rote. Dabei kommen die roten Burgunderarten am häufigsten vor. Riesling ist nicht, wie man glaubt, der Platzhirsch der weißen Rebsorten. Den hat an der Obermosel der Elbling. Diese Rebsorte ist sogar eine Ur-Deutsche. Schon bevor die Römer ihre Sorte brachten, entstand aus einer natürlichen Kreuzung von deutschen Heunisch- und Traminer-Reben.
Um Trier und in den Flusstälern der Saar und Ruwer findet man meist Schiefergesteinsböden. Hier sind die Trauben, davon 80 % Riesling, etwas anderen Bedingungen ausgesetzt. Kühlere, stärkere Winde sorgen für einen niedrigen Reifegrad der Früchte. Deshalb sind diese Moselweine etwas eigensinniger mit ausgeprägterer Säure. Dazu trägt auch die andersartige Ausrichtung der Rebstöcke bei. Sie sind in Pazellen gegliedert, die südöstlich und südwestlich gelegen sind.
Mit rund 6.000 Hektar ist das Weinbaugebiet Mittelmosel (Bernkastel) das größte. Sie beginnt bei Trier und umfasst sogar die nicht direkt an der Ruwer gelegenen Lagen. Oft werden aber auch alle Lagen aus dem hier als zweites erwähnten Gebiet zur Mittelmosel gezählt. Es umfasst Devonschieferböden sowohl in Steillagen als auch in sogenannte “flurbereinigte” Lagen. Diese bezeichnen solche, die aus Gründen der Effizienz neu ein- und zugeteilt wurden. Im Zuge dessen legte man auch Straßen und Wege an, damit man die Lagen und die historischen Relikte aus Römerzeiten besser erreichen kann. Deutsche Weine aus dieser Region bezeichnen viele als “die großen der Mosel”, da sowohl die Quantität als auch Qualität hier als am größten gilt. Der Riesling ist auch hier die am weitesten verbreitete Sorte.
Die Unter- bzw. Terrassenmosel bezeichnet die engsten und steilsten Lagen des Moseltals. Zur Sicherung der Steilen lagen unterteilen Trockenmauern die einzelnen Bereiche, sodass sie wie Terrassen aussehen. Daher stammt der Name. Es ist der wohl malerischste Bereich des gesamten Moselweinbaugebiets, aber auch am schwersten zu bewirtschaften. Urige Dörfer winden sich neben den Terrassen mit den Flussbiegungen. Die Böden sind hier zumeist quarzhaltigen Sandsteinböden, Tonschiefer oder Sandstein. Durch die Stauwärme des engen Tals sind hier die höchsten Temperaturen der Mosel. So gedeiht nicht nur der Riesling prächtig sondern auch exotische Flora und Fauna.
Deutsche Weine der Mosel
Natürlich gibt es weitaus mehr Weinkellereien und -betriebe, die einer Erwähnung wert sind. Allerdings ist es nicht verwerflich, auf die besser bekannten und etablierten Weingüter zu setzen. Im Zuge dieser kleinen Einführung ins Weinbaugebiet Mosel sind es also die folgenden großen Betriebe, die hier beispielhaft und stellvertretend für deutsche Weine der Mosel Erwähnung finden.
Carl Loewen
… ist ein vielfach ausgezeichnetes Weingut. Deutsche Weine keltert man hier schon seit 1803. Die Weinberge der St. Maxim Benediktinerabtei, die der Vorfahr im Zuge der Säkularisation übernahm, befinden sich in bester Lage an der Mosel. Auf dem vom Blau- und Grauschiefer geprägten Boden wächst hauptsächlich der Riesling. Der harte und steinreiche Boden weist einen hohen Mineralanteil auf. Aus diesen natürlichen Bedingungen und der intensiven Pflege entstehen komplexe und feinfruchtige Weine mit einer spürbaren Eleganz.
Carl Loewen Blauschiefer Trocken
Seinen Namen verdankt dieser Weißwein von Carl Loewen dem Boden, der, wie schon erwähnt, in den Anbaugebieten des Weinguts vorherrscht. Der Carl Loewen Blauschiefer Trocken ist ein deutscher Wein, wie ihn das Gut eigentlich nicht herstellt. Er ist nämlich kein sortenreiner Wein. Für ihn kelterte das Gut Rivaner und Riesling Trauben und vereinten diese in einer Cuvée, das den Einfluss des Blauschieferbodens zeigt. Dementsprechend ist er außergewöhnlich mineralisch. Zeitgleich präsentiert er die feine Struktur und das Temperament eines Rieslings und die zarte Säure und Weichheit der Rivaner. Elegant und raffiniert breiten sich die fruchtigen Aromen reifer Früchte am Gaumen aus.
Carl Loewen Riesling Spätlese
Die kleinen Terrassen der ausgezeichneten, hauseigenen Lage Leiwener Laurentiuslay stellen die Trauben für diesen Riesling aus dem Hause Carl Loewen. Sie durften bis in den November hinein reifen, bevor man sie zum Carl Loewen Riesling Spätlese verarbeitete. Ihm entströmt ein exotisch angehauchtes Bouquet. Dort finden sich Aromen reifer Aprikosen, Mangos und Pfirsiche wieder. In einer dem Riesling typischen, fein-mineralischen Struktur gesellt sich eine feinfrische Säure zu der zarten Fruchtsüße. Ein sommerlicher Allrounder, der bei einer Trinktemperatur von acht bis zehn Grad sowohl zu hellem und rotem Fleisch als auch zu Fisch- und Meeresfrüchten passt.
Die Weingüter Wegeler
… bauen auf rund 45 Hektar ausschließlich die Rebsorte Riesling an. Auch entlang der Mosel erstrecken sich die Gebiete des im Rheingau ansässigen Unternehmens, deren Lese noch per Hand erfolgt. Seit 1882 keltert das familiengeführte Unternehmen deutsche Weine. Dabei geben sich Tradition und Innovation die Hand. Ein dreistöckiges Kelterhaus ermöglicht die Nutzung der Schwerkraft und des Eigengewichts der Trauben für die Herstellung hervorragender Weine.
Weingüter Wegeler Wehlen Sonnenuhr Riesling Großes Gewächs trocken
Die Lage, die dieser Riesling im Namen trägt, zeichnete der Verband Deutscher Prädikatsweine (VDP) als Großes Gewächs (GG) aus. Die Wehlener Sonnenuhr liegt direkt an der Mosel. Auf ihrem Süd-Westhang findet man neben der namensgebenden Sonnenuhr über 80-jährige Reben vor. Der Riesling gedeiht hier prächtig auf Devon- und Schieferverwitterungsböden. Diesen verdankt der Wehlen Sonnenuhr Riesling seine salzig-mineralischen Noten. Düfte von Pfirsich, Äpfeln und Limetten erfüllen die Nase. Anschließend beglückt eine süß-säuerliche Fruchtigkeit die Geschmacksknospen. Es folgt ein nachhallender Abgang mit gefälliger Trockenheit. Reichen Sie diesen Weißwein zu asiatischen oder mediterranen Gerichten mit Meeresfrüchten und hellem Fisch.
Weingüter Wegeler Bernkastel Badstube Riesling Kabinett
Von Reben einer weiteren VDP klassifizierten Großlage stammen die Trauben für diesen Riesling der Weingüter Wegener: die Hänge der Bernkasteler Badstube. Mit dieser hohen Qualitätsauszeichnung entstehen beste deutsche Weine, die sich auch außerhalb Deutschlands großer Beliebtheit erfreuen. Die Mineraldichte der Schieferböden der ausgezeichneten Lage spiegelt sich natürlich im Bernkastel Badstube Riesling wieder. Daneben überzeugt er aber auch mit einer herb-süßen Fruchtigkeit. Der trockene Weißwein weist Aromen von Weinbergpfirsichen, Birnen und Äpfeln auf. Außerdem werden diese eher süßen Nuancen von herb-säuerlichen Zitrusfrüchten wie Grapefruit ergänzt. Komplettiert wird dieser ausgewogene Geschmack durch dezente florale Noten. Aufgrund dieses Spektrums bietet sich dieser deutsche Wein als Begleiter von Vorspeisen an, die auch intensivere Aromen aufweisen.
Damit ist die Vorstellung des Weinanbaugebiets Mosel beendet. Neben den hier erwähnten finden sie noch weitere deutsche Weine aus dieser Region in unserem Onlineshop oder in unserem Geschäft in der Essener Innenstadt. Natürlich finden Sie dort auch deutsche Weine anderer Regionen neben denen aus Frankreich, Spanien und Co. Ein weiterer Blogbeitrag zum Thema deutsche Weine finden Sie hier.
Ein kleiner Tipp am Rande wäre noch der Beitrag Das richtige Trinkglas für das richtige Getränk. Darin erfahren Sie unter anderem, in welcher Art Glas Sie die Weißweine der Mosel am besten genießen können.
Hoffentlich haben Sie hierdurch Lust auf heimischen Alkohol bekommen. Wenn dem so ist, können Sie sich ja auch mal die Beiträge Geheimtipp: Deutscher Gin – Top 6 deutscher Ginmarken und Deutscher Whisky -unsere 11 Favoriten zur Gemüte ziehen. Auch unser YouTube-Kanal, die Schüttelschule, ist immer einen Besuch wert.
Wir wünschen Ihnen viel Spaß beim Durchklicken, Herumstöbern, Ausprobieren und Genießen und verbleiben mit einem herzlichen
CHEERS!
Ihr Banneke Team
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