Wein aus Venetien – Ein El Dorado in Norditalien
Wer etwas von Spirituosen versteht, weiß, dass die italienische Region Venetien dafür ein wahres El Dorado ist. Nicht nur befindet sich hier die Grappa-Hochburg. Bekannte Weine wie der Amarone, Valpolicella, Soave oder der Prosecco stammen ebenfalls von hier. Auch wenn nicht jeder Wein aus Venetien hochwertig ist und wirklich hohe Qualität eher selten vorkommt, sind diese Weine nicht ohne Grund weltberühmt. Dieser Beitrag beschäftigt sich deshalb eingehend mit dem Rebensaft aus dieser Region. Um Ihnen einen guten Überblick zu verschaffen, fassen wir zunächst die wichtigsten Eckdaten zusammen.
Danach reisen wir zurück bis ins 7. Jahrhundert, als die Republik Venetien anfing, sich zu einer Kolonialmacht zu entwickelt. Im Anschluss blicken wir auf das Venetien der Gegenwart. Bevor Sie drei unserer Produkte aus der Reihe Wein aus Venetien kennenlernen, versorgen wir Sie noch mit einigen Details darüber, was für diese Weine charakteristisch ist. Eines können wir schon mal versprechen: Nach diesem Beitrag werden Sie sich doppelt auf Ihren nächsten Italien-Urlaub freuen.
Wissenswertes
Die norditalienische Region Venetien stellt mit fast 5 Millionen Einwohnern die fünftgrößte Region Italiens dar. Im Norden grenzt sie an Österreich und die Region Trentino-Südtirol, im Westen an die Lombardei und im Süden an die Emilia-Romagna. Geografisch gesehen ist diese Region die vielfältigste des Landes. So nimmt das Gebiet Teile der Alpenzone mit den Dolomiten und den venetischen Voralpen ein sowie weite Hügellandschaften, die Poebene, die von mehreren Flüssen durchkreuzt wird, die Ostküste mit dem Gardasee und die Adriaküste, wo sich mehrere Lagunen befinden.
Nochmals unterteilt ist die Region in die sechs Provinzen Belluno, Padua, Verona; Treviso, Vicenza, Rovigo und Venedig als Metropolitanstadt. Metropolitanstädte sind kurz gesagt Großstädte mit Sonderstatus. In Venetien sprechen viele neben dem Standarditalienisch auch Furlanisch (auch Friaulisch) als Dialekt. Auch der venetische Dialekt ist weit verbreitet. In anderen Provinzen benutzen einige auch Deutsch oder Ladinisch. Haben Sie sich schon einmal gewundert, warum in Ihrem Urlaub am Gardasee viele Einheimische Deutsch sprechen? Weil so viele deutsche Urlauber dorthin kommen, ist Deutsch dort schon lange ein Pflichtfach in der Schule – im Gegensatz zu Englisch.
Venetien – Geschichte
Ab dem 7. und 8. Jahrhundert bis 1797 war die Republik Venedig eine Wirtschafts- und Seemacht mit dem Zentrum in der Stadt Venedig. Teilweise war die Markus- oder Löwenrepublik – benannt nach dem Wahrzeichen der Stadt Venedig, dem Markuslöwen – eine Kolonialmacht. Dieses erstreckte sich zu Hochzeiten von Oberitalien über Kreta bis zur Krim und nach Zypern. Wenn man sich das auf einer Karte vor Augen führt, erkennt man, wie verstreut das Herrschaftsgebiet war. Trotzdem erlangte die venetische Seemacht durch rigorose Kriegstaktiken Macht in der Politik des Mittelmeeres. Ernst zu nehmende Konkurrenz kam vor allem aus Genua.
Die Republik brachte es zu großem Reichtum, vor allem dadurch, dass durch ihr Zutun der Handel zwischen dem Heiligen Römischen Reich und dem Byzantinische Reich florierte. Die Republik hatte einen einmaligen Vorteil gegenüber anderen Mächten: die formale Zugehörigkeit zum Byzantinischen Reich und die günstige Lage nahe den mitteleuropäischen Märkten. Der Fernhandel war ausschließlich dem Adel vorbehalten, der zunehmend auch politische Macht erlangte und sogar die Volksabstimmung abschaffte. Das Kolonialreich entstand mit zunehmender Autonomie der Republik Venetien. Außerdem verschaffte sich Venedig durch modernste Handelstechniken, Gesellschaftsformen und Finanzierungsmethoden eine Vorreiterposition in Europa.
Wichtige Wirtschaftsfaktoren waren der Schiffbau, die Produktion von Tuch, Seide und Glas sowie die Monopolisierung vom Handel mit Pfeffer, Salz und Weizen. Ab der Frühen Neuzeit litt die Republik unter erheblichen wirtschaftlichen Einbußen. Die Osmanen eroberten einige der Kolonien, Venedig verlor seine Monopolstellung und wirtschaftliche Konkurrenz aus Holland, England und Portugal setzte der Republik zu. Übrig blieben am Ende vor allem die Produktion von Luxusgütern und die oberitaliensche Landwirtschaft. Massenware wie Wein, Metall, Salz und Stoffe gehörten zu den Exportschlagern. Mit dem Frieden von Campo Formio 1797 fiel die Republik Venedig zunächst der Habsburgermonarchie und einige Jahre später dem Königreich Italien zu.
Venetien heute
Nach dem italienischen Wirtschaftswunder in den 60er und 70er Jahren gab es im bis dahin ärmlich geprägten Venetien einen Industrie- und Wirtschaftsboom, was die Region zu einer der fortschrittlichsten Italiens machte. Neben dem Tourismus ist die Landwirtschaft ein wichtiger Wirtschaftsfaktor. Nur sind die kleinbäuerlichen Höfe längst großen Plantagen gewichen. Dort werden auch die Reben für eine der berühmtesten Weinsorten Italiens, wie Bardolino und Valpolicella angebaut. Dass Venedig in der Vergangenheit so eine starke Wirtschaftsmacht war, ist noch heute zu spüren, denn den Sinn für Handel hat die Region nicht verlernt. Allein im ersten Quartal 2019 verdienten italienische Weinbauern laut der Wirtschaftszeitung Handelsblatt 458 Millionen Euro durch den Export ihrer Ware – ein neuer Rekord.
Weil der Norden Italiens wohlhabender als der Süden ist, zogen viele Italiener nach dem italienischen Wirtschaftswunder aus anderen Gebieten des Landes nach Venetien. Dieser Faktor im Zusammenspiel mit dem Strukturwandel mündete in einer Abkehr von lokalen Traditionen. Das wiederum führte dazu, dass nach einer Jahrzehnte andauernden christdemokratischen Politik, Venetien seit den 90er Jahren von Mitte-rechts-Bündnissen regiert wird. So will beispielsweise die rechte Lega Nord zurück zu alten Traditionen und die ehemalige Autonomie des Gebiets wiederherstellen. Diese separatistischen Gedanken sind in Venetien besonders verbreitet.
Wein aus Venetien
In Venetien finden viele Traubensorten optimale Wachstumsbedingungen. An den steilen Berghängen oberhalb Veronas wachsen vor allem die Sorten Corvina Veronese, Rondinella und Molinara. Um eine hohe Qualität zu garantieren überprüft ein freiwilliges Schutzkonsortium die Weine und zeichnet sie mit dem Gütesiegel San Zeno, dem Schutzpatron Veronas, aus. Besonders bekannt ist der Valpolicella. Allerdings ist diese Sorte so umfangreich, dass ihr noch ein eigener Blogbeitrag gewidmet werden wird. Neben dem Valpolicella haben es aber noch anderen Wein aus Venetien an die Spitze der italienischen Weine geschafft. Der Bardolino aus dem Gebiet um den Gardasee dürfte Vielen aus dem Urlaub bekannt sein. Seine Markenzeichen sind sein reizvolles Bouquet, sein Kirscharoma und der herbe Nachgeschmack. Manche bezeichnen den Bardolino als unbekümmerten Bruder des Valpolicella.
Ebenfalls klingeln dürfte es bei einem der bekanntesten Weißweine ganz Italiens: der Soave. Der säurearme Wein stammt aus der gleichnamigen Stadt östlich von Verona. Der Name verrät schon einiges über den Geschmack, „soave“ bedeutet nämlich so viel wie süß oder sanft. Aber auch prickelnde Weinsorten lassen die stolze Brust der Venetier anschwellen. Ein wahrer Exportschlager ist der Prosecco.
Prosecco ist aber nicht gleich Prosecco, denn seit einigen Jahren gelten strenge Standards. Über perlige bis schäumende Varianten mit lieblich bis trockenem Gaumen ist alles dabei. Bis 2009 war Prosecco lediglich der Name für eine weiße Rebsorte. Diese heißt jetzt Glera und wächst ausschließlich in der Provinz Treviso nahe Venedig. Prosecco bezeichnet seit Januar 2010 laut Dekret des italienischen Landwirtschaftsministers die Herkunft. Durch das Dekret sind Anbaugebiet, Herstellungs- und Abfüllort sowie der Verschluss klar vorgeschrieben. Die Glera-Ernte ist nur in der Region Friaul-Julisch Venetien und den Provinzen Belluno, Padova, Treviso, Venedig und Vicenza erlaubt. Auch die Verarbeitung und Abfüllung muss dort stattfinden. Also Folge dieser neuen Vorgaben stieg die Qualität der Endprodukte deutlich an.
Unsere Empfehlungen
In unserer Produktvorstellung bieten wir Ihnen einen Querschnitt unserer Weine aus Venetien. Entsprechend finden Sie jeweils eine Flasche Bardolino, Soave und Prosecco. Natürlich handelt es sich dabei nur um einen Bruchteil unseres tatsächlichen Angebots, da Weine eines unserer Spezialgebiete sind.
Corte Olivi Chiaretto Bardolino Classico
Der Corte Olivi Chiaretto Bardolino Classico ist die Rosé-Variante des eigentlich roten Bardolino. Dieser Rosé vom Ostufer des Gardasees zeichnet sich durch seine Frische und Vollmundigkeit aus. Im Bouquet dominieren zarte Noten von Pfirsichblüten. Diese Cuvée aus den Rebsorten Corvina, Rondinella und Molinara wird nach einer kurzen Mazeration bei 15-16°C vergoren, wodurch ein besonders fruchtiger Geschmack entsteht. Der lebhafte Corte Olivi Chiaretto Bardolino Classico sollte vorzugsweise jung getrunken werden. Am besten kommt seine beerige Feuchtigkeit bei einer Trinktemperatur von 8-10°C zur Geltung. Seine Leichtigkeit passt am besten zu gegrilltem Putenfleisch.
Corte Olivi Soave Classico
Der Corte Olivi Soave Classico ist ein unkomplizierter Weißwein der Marke Corte Olivi, der sich auch gut für Einsteiger eignet. Die verwendete Rebsorte ist die Garganega-Traube, die auf Böden vulkanischen Ursprungs wächst. Die schonende Gärung erfolgt unverzüglich nach der Ernte. Die Nase bei diesem Soave ist fruchtig und frisch. Auch Beiklänge von Kirschblüten und weißen Blumen lassen sich vernehmen. Im Mund kommt die ausbalancierte und trotzdem spritzige Textur zur Geltung, die von dezenten Mandelaromen begleitet wird. Am besten schmeckt der trockene Corte Olivi Soave Classico bei einer Trinktemperatur von 8-10°C zu leichten Gerichten. Gut passen zum Beispiel mediterrane Speisen mit Fisch oder weißem Fleisch.
V8+Sior Piero Valdobbiadene Prosecco Superioire Extra Dry
Der Sior Piero Valdobbiadene Prosecco Superiore ist etwas für Liebhaber von besonders trockenen Sektsorten. Natürlich besteht er ausschließlich aus der traditionellen Rebsorte Glera. Im Glas schimmert er in einem sanften Strohgelb. Im fruchtigen Bouquet dominieren kräftige Aromen nach Apfel. Der Gaumen folgt der Nase. Durch seine Feinperligkeit kann der Sior Piero Valdobbiadene Prosecco Superiore besonders punkten. Außerdem ist dieser Sekt mit dem exklusiven D.O.C.G. Siegel zertifiziert, das eine kontrollierte und garantierte Herkunft des Qualitätsproseccos versichert. Die beste Figur macht dieser Prosecco als klassischer Aperitif oder in Kombination mit mediterranen Vorspeisen und Häppchen.
Besser könnten Sie für Ihren nächsten Urlaub am Gardasee, in der Arena di Verona oder auf dem Markusplatz in Venedig nicht gerüstet sein. Sie möchten mehr über die unterschiedlichen Weinregionen Italiens erfahren? Dann schauen sie auf unserem Blog vorbei. Dort finden Sie unter anderem den Beitrag Italienischer Wein – eine kulinarische Entdeckungsreise. Wenn Sie in Venetien bleiben möchten, aber Wein nicht ganz ihr Fall ist, empfehlen wir unsere Artikel über Grappa. Diese hochprozentige Spirituose stammt nämlich ebenfalls aus dieser Region. Lassen Sie sich bei Interesse also nicht entsprechende Beiträge wie Was ist Grappa? und Wie trinkt man Grappa? entgehen.
Vielleicht kennen Sie das Phänomen, dass Weine im Urlaub immer besser schmecken als zu Hause. Das Geheimnis ist, den wirklich richtigen Wein auszusuchen, dann schmecken Weine aus Venetien in Vechta genauso wie in Verona. Dabei sind wir Ihnen gern behilflich. Sprechen Sie uns im Laden in der Essener Innenstadt an oder rufen Sie uns zu unseren gewohnten Öffnungszeiten an. Vorwahl vergessen? Schreiben Sie uns einfach eine Mail an info[at]banneke.de. Die vorgestellten Weine aus Venetien sowie etliche andere finden Sie in unserem Onlineshop.
Genug gelernt für heute, wir verbleiben mit einem herzlichen
CHEERS!
Ihr Banneke Team
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