Deutscher Rum – Erst Flensburg, dann die Republik
Denkt man an Rum, dann sicherlich vor allem an die Karibik. Deutscher Rum dürfte bei den Wenigsten zum Standardrepertoire der Hausbar gehören. Alle, die heimische Rumsorten nicht auf dem Schirm haben, haben bisher großes Potential verschenkt. Aber dafür sind wir ja da. Damit aus einem Geheimtipp vielleicht irgendwann der Standard wird, stellen wir Ihnen heute die bewegte Geschichte deutschen Rums vor. Dafür nehmen wir Sie mit nach Norddeutschland, genauer gesagt nach Flensburg. Den dort nahm alles seinen Anfang. Aus einem erfolgreichen Importgeschäft ging der spätere Erfolg von Flensburger Rum-Verschnitten hervor. Dabei war das ganze zunächst nur eine clevere Notlösung für ein anderes Problem. Ihre Rumgeschichte macht die Stadt Flensburg in Deutschland einzigartig.
Nach unserer kleinen Geschichtsstunde präsentieren wir Ihnen wie immer einige Produkte vor. Wer weiß, Deutscher Rum könnte Captain Morgan demnächst die Show stehlen. Von den vorgestellten Produkten kommen zwar nicht alle aus Flensburg, köstlich sind aber garantiert alle.
- Rum-Hauptstadt Flensburg
- Die Rettung: Deutsche Rum-Verschnitte
- Der Niedergang
- Deutscher Rum: Unsere Empfehlungen
Rum-Hauptstadt Flensburg
In Deutschland gilt die norddeutsche Stadt Flensburg nahe der dänischen Grenze als Rum-Hauptstadt. Woran das liegt, lässt sich recht genau nachverfolgen. Ausgangspunkt für die deutsche Erfolgsgeschichte des Rums liegt im Handelsschiff „Neptunus“. Als erstes Segelschiff schaffte es die Strecke von Deutschland in die Karibik. Allerdings gehörte Flensburg damals noch zum dänischen Königreich und stellte das Herzstück des Handels zwischen dem Königreich und seiner Kolonien in Übersee dar. Die karibischen Inseln St. Thomas, St. Jan und St. Croix gehörte zum Beispiel zum dänischen Königreich. 1755 brach „Neptunus“ also zum ersten Mal nach Dänisch Westindien auf. So begann das Importgeschäft mit Rum. Auf diese Weise gelangte nicht nur unverdünnter Original Rum nach Europa, sondern auch Alkohol, der später für deutsche Rum-Verschnitte benutzt wurde.
Auf dem Rückweg von seiner Jungfernfahrt transportierte das historische Segelschiff Baumwolle, Edelhölzer, braunen Rohrzucker, Rum und Tabak, Tee und Kaffee. So entstand der erfolgreiche Handel mit Kolonialwaren des Dänischen Königreichs. Ein ganzes Jahrhundert hielt das lukrative Geschäft an. Besonders wichtig für den Handel war Zucker, der damals als äußerst kostspielige Ware galt. Für Rum interessierte man sich damals nur wenig. Erst einige Jahre später änderte sich das. 1767 verhinderten schlechte Ernten die Herstellung von Branntwein. Dutzende Brennereien an der Förde sattelten deshalb auf Rum um, auch, um weiterhin auf dem norwegischen Markt mitzuspielen. Flensburg entwickelte sich durch das Importgeschäft mit Rum und anderen Luxusgütern zu einer der wichtigsten Hafenstädte und Handelszentren. Die Stadt überholte damit sogar Kopenhagen.
Die Rettung: Deutsche Rum-Verschnitte
1867 verlor Dänemark im Zuge des zweiten Schleswigschen Krieges die Herzogtümer an die Preußen, wodurch Flensburg von nun an Teil der Provinz Schleswig-Holstein war. Der Rumimport erfolgte seitdem aus der englischen Kolonie Jamaika. Das Reichsmonopolgesetz des Kaiserreichs schütze ab 1885 die eigene Produktion von Alkohol. So erhöhten sich die Einfuhrzölle extrem. Um Geld zu sparen, begannen die Flensburger Rum mit günstigem heimischen Monopolbranntwein zu verschneiden. Ein weiterer Faktor spielte hier mit hinein: Die Industrialisierung veränderte die Wirtschaftslandschaft. Zucker stellte man nicht mehr aus importiertem Zuckerrohr, sondern aus Zuckerrüben her. Die Flensburger Zuckerraffinerien hielten der Konkurrenz nicht stand. Das bedeutete jedoch nicht den Untergang für das Rumgeschäft. Aus dem Notstand entstand der Flensburger Rum-Verschnitt, den es heute noch gibt.
Dazu griff man wieder auf Importgeschäfte zurück und holte sich karibischen Rum, zum Beispiel aus Jamaika. In seiner Heimat wurde er gebrannt und im unfertigen Zustand nach Flensburg geschafft. Ein Anteil von 5 Prozent dieses Destillats stellte die Basis für den Rum-Verschnitt dar. Deutsche Rum-Verschnitte lieferte für die Hersteller so eine perfekte Möglichkeit, um die extrem hohen Einfuhrzölle auf Spirituosen zu umgehen. Denn so reichten kleine Mengen an Original Rum und die Hersteller konnten enorm viel Geld sparen. Die Industrialisierung bewirkte zudem, dass Lagerzeiten sich verkürzten und immer mehr Rum-Verschnitt hergestellt wurde. Zirka 30 Betriebe beteiligten sich an der Produktion von Rum-Verschnitt.
Der Niedergang
Mitten im Zweiten Weltkrieg brach die Produktion dann fast völlig zusammen. 10 Prozent der Spirituosenfirmen schafften es zunächst durchzuhalten. Doch auch sie mussten nach dem Krieg aufgeben. Hersteller wie Pott, Hansen, Asmussen, Sonnberg, Balle und Nissen mussten ihre Führungsposition abgeben. Mit der Währungsreform 1948 nahmen einige den Betrieb wieder auf, bis es in Flensburg schließlich wieder rund 30 Hersteller von Rum gab. Das Zentrum lag lange in den Flensburger Handelshöfen zwischen Holm, Großer Straße und Norderstraße sowie im Hafengebiet. Das Rumhaus Johannsen konnte mit den geschichtlichen Entwicklungen mithalten und stellt als einziges Rumhaus noch Rum-Verschnitte her.
Aber auch andere Häuser besinnen sich auf die 250 Jahre alte Rum-Geschichte der Stadt Flensburg zurück. Die Beweise dafür finden Sie weiter unten bei Unseren Empfehlungen. So hat das Traditionshaus Hansen die Hoffnung noch nicht aufgegeben. Auch der Verkauf der Firma an das Unternehmen Berentzen im Jahre 2000 gab der Marke wieder Aufwind. Auch wenn Verschnitt hierzulande nicht den besten Ruf genießt, gibt es gerade aus Flensburg hervorragende Produkte. Das damalige Verfahren, 80-prozentigen Alkohol durch Wasser und Kornbranntwein genießbar zu machen, findet sich immer noch in modernen Destillerien. Übrigens: Flensburger trinken ihren Rum-Verschnitt am liebsten als Grog.
Wer mehr über die Geschichte von Flensburger Rum erfahren möchte, sollte dem Flensburger Museum einen Besuch abstatten. Die Geschichte der „Neptunus“ wird dort detailliert behandelt.
Deutscher Rum: Unsere Empfehlungen
Hoffentlich konnten wir Ihre Neugierde auf deutschen Rum wecken. Das schöne daran ist, dass man eben nicht bis in die Karibik muss, um besten Rum zu genießen. Sie brauchen nicht einmal nach Flensburg reisen. Im Folgenden stellen wir Ihnen vier unserer Lieblingsrumsorten aus Deutschland vor.
Hansen Rum Rot
Hansen hat sich als deutscher Spirituosenhersteller längst einen Namen gemacht. Die Flensburger Marke produziert seit Jahren den beliebten Hansen Rum. Für die norddeutsche Komposition werden nur beste Zutaten verwendet. Für die Vermählung kommen ausschließlich echte karibische Rums in Frage. Diese kommen aus der qualitativ hochwertigen Eichfasslagerung direkt in die Hafenstadt nahe der dänischen Grenze direkt an der Flensburger Förde. Um ein bestmögliches Ergebnis zu erzielen, liegt das besondere Augenmerk natürlich auf dem Geschmack. Denn das Ganze kann immer nur so gut sein wie seine einzelnen Teile.
Dadurch, dass der Rum bei 54 Prozent abgefüllt wird, gelangen die einzelnen Aromen in einer weniger verdünnten Form in die Flasche. Der Geschmack zeichnet sich deshalb durch eine besondere Intensität aus. Der kräftige Gaumen des Hansen Rum Rot macht deshalb besonders bei der Zubereitung beliebter Spezialitäten wie Grog, beim Verfeinern von Tee sowie beim Flambieren und Backen eine gute Figur.
Hansen Rum Blau
Der Hansen Rum Blau steht natürlich in enger Verwandtschaft mit dem Hansen Rum Rot. Wie bei allen Sorten von Hansen, macht sich auch dieser Rum vor allem durch seine besonderen Zutaten beliebt. Für den Hansen Rum Blau werden beste Rumsorten aus Übersee miteinander vermählt. So erhält die Spirituose seinen unverwechselbaren Geschmack und das einzigartige Aroma. Das komplexe Profil ist nicht nur in seiner norddeutschen Heimat Flensburg beliebt.
Auch außerhalb der schönen Hafenstadt mit der besonderen Verbindung zu Rum weiß man den Tropfen zu schätzen. Das liegt auch an der hochwertigen Lagerung in Weißeichenfässern. Schon bei deren Auswahl werden strenge Maßstäbe angelegt. Die große Kunst liegt dann darin, die verschiedenen hochwertigen Rums zu einem großen Ganzen zu komponieren, und dabei den unvergleichlichen Charakter des Hansen Rum Blau beizubehalten. Seine 40 Prozent ermöglichen sehr wohl einen puren Genuss. Am besten eignet er sich für beliebte Spezialitäten wie den Grog oder eine köstliche heiße Schokolade mit dem kleinen extra Schuss Hansen Rum Blau. Auch in der feinen Dessertküche und beim Backen ist der Rum eine perfekte Ergänzung.
Pott Rum 54
Auch wenn das folgende alle überraschen wird, die aufgrund des Namens vermuten, dieser Rum käme aus dem Ruhrgebiet, hat dieser tatsächlich seine Heimat in Flensburg. Namensgeber war Firmengründer Hans Hinrich Pott. Eine Zeit lang war Pott der meistverkaufte Rum in Deutschland. Den großen Namen hat sich die Marke durch die außergewöhnliche Destillier- und Kunst des Verschneidens gesichert. Kein Wunder, dass „der gute Pott“ sich noch immer großer Beliebtheit erfreut.
Im Glas schimmert er als bernsteinfarbene Flüssigkeit. Im Bouquet kommt sein voller und komplexer Charakter zur Geltung, wodurch er an jamaikanische Sorten erinnert. Sein kräftiges Profil machen ihn zur perfekten Standardzutat für die Bar. Gerade in exotischen Cocktails macht er dabei eine gute Figur. Als Grog lässt er uns in den Wintermonaten die Kälte vergessen. Aber auch als Basis für die Feuerzangenbowle schmeckt er hervorragend. Zudem gibt der Pott Rum 54 mit seinen 54 Prozent süßem Gebäck oder anderen Speisen das gewisse etwas. Außerdem eignet er sich hervorragend für das Einlegen von Früchten im Rumtopf oder zum Flambieren.
Revolte MTQ 2014 Rum 56%
Der MTQ 2014 ist der erste Single Cask Rum aus dem Hause Revolte. Für seinen ersten fassgereiften Rum hat sich Master Distiller und Ideengeber Felix Kaltenthaler für einen speziellen Reifeprozess entschieden. So ruhte der noch ungereifte Rum nach der Destillation zunächst in Ex-Rhum Agricole-Fässern. Nicht nur die Wahl der Fässer hat maßgeblichen Einfluss auf den Geschmack. Der Angel’s Share liegt hier bei beachtlichen 21 Prozent. Der Angel’s Share ist der Anteil des in diesem Falle Rums, der im Laufe seiner Zeit im Fass verdunstet. Dieser Anteil besteht sowohl aus Wasser, als auch aus Alkohol. Weil sich die Flüssigkeit also verringert, verbleibt mehr Platz im Fass, der von Sauerstoff eingenommen wird. Dadurch beginnt die Oxidative Reifung. Bei diesem Vorgang, bei dem der Sauerstoff mit dem Destillat reagiert, verändern sich Geschmack, Farbe und Aroma.
Die besondere Fasslagerung macht sich kraftvollen Bouquet bemerkbar. Verschiedene Früchte und Gewürze verbinden sich in einer wunderbaren Harmonie und offenbaren das komplexe und gleichzeitig feine Profil des Revolte MTQ 2014 Rum 56%. Bis ganz zum Schluss bleibt dieser Rum ein Feuerwerk auf der Zunge. Trinken Sie diesen Rum am besten pur. Geheimtipp: Genießen Sie dazu ein Stück Schokolade. So ergeben sich noch einmal köstliche neue Aromen.
Konnten wir Sie von Deutschem Rum überzeugen? Wenn ja, interessieren Sie sich vielleicht auch für andere deutsche Spezialitäten. In diesem Fall empfehlen wir die Beiträge Deutscher Whisky – unsere 11 Favoriten oder Korn – ein deutsches Original, im Pott daheim. Sie möchten lieber bei Rum bleiben? Dann versuchen Sie es doch mal mit exotischeren Sorten aus Japan oder Mauritius. Auf unserem YouTube-Kanal, der Schüttelschule, und auf unserem Blog lernen Sie außerdem, wie Sie mit Rum oder anderen Spirituosen köstliche Cocktails mixen können.
Alle vorgestellten Produkte sowie natürlich jede Menge andere finden Sie in unserem Onlineshop. Oder Sie besuchen uns in unserem Laden in der Essener Innenstadt. Unsere Mitarbeiter stehen Ihnen für alle Fragen rund um die Welt der Spirituosen zur Verfügung. In Quarantäne? Rufen Sie uns einfach während unserer Geschäftszeiten an oder schicken Sie uns eine Mail an info@banneke.de.
Bis dahin wünschen wir Ihnen viel Spaß beim Stöbern und Ausprobieren und verbleiben mit einem herzlichen
CHEERS!
Ihr Banneke-Team
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