Klosterlikör – göttlicher Genuss
Mit dem Begriff Likör verbindet jeder etwas. Vielleicht fällt dem einen als erstes das Kaffeekränzchen bei Oma ein. Nach dem Anstandskaffee holt das liebe Großmütterchen oder eine ihrer Freundinnen den Eierlikör heraus und es wird von Herzen geschwatzt und Kuchen geschlemmt. Dem anderen fällt eventuell die Szenerie des Vaters ein, der mit seinen Kumpels einen kleinen Kräuterlikör genießt. Wie auch immer Ihr Kopfkino aussieht, welche Art Likör Ihnen vorschwebt – alle haben ihren Ursprung in Klöstern. So stellen auch heute noch einige Abteien und Klöster ihren traditionellen Klosterlikör her. Manch ein Rezept stammt vielleicht sogar noch aus dem Mittelalter. Wer weiß das schon?
Der aufmerksame Leser unseres Blogs hat in anderen Beiträgen zum Thema Likör bestimmt schon mehrfach über die Geschichte und Herstellungsart von Likören gelesen. Für den Fall, dass Sie gerade neu dabei sind, wollen wir die wichtigsten Infos nochmals kurz zusammenfassen. Danach kommen wie immer ein paar Empfehlungen an Klosterlikör unsererseits, bevor wir Sie entlassen. Um diese zu erwerben, müssen Sie nicht ins Kloster fahren, Sie können sie natürlich bequem bei uns kaufen.
Geschichte und Herstellung – kurz und knapp
Wahrscheinlich haben wir den Klosterlikör und infolgedessen auch alle anderen Liköre den alten Griechen und Römern zu verdanken. Man nimmt an, dass deren aromatisierte Weine am ehesten den Ursprung für Liköre bilden. Erst im Mittelalter entwickelten sich die Verfahren der Mazeration und Destillation, die Liköre wie wir sie heute kennen hervorbrachten. Über Kreuzzüge gelang das Wissen dann nach Westeuropa. Zu dieser Zeit machten sich die Mönche aus Klöstern, Apotheker und Alchemisten das neuentdeckte Verfahren zu eigen, um so die Essenzen aus Heilkräutern zu gewinnen und wirksamere, besser verträgliche Heilmittel zu erzeugen. Katharina von Medici brachte mit ihrer Entourage an Likörprofis etc. das Wissen um einen verfeinerten Prozess von Italien nach Frankreich, durch den zunächst nur die Oberschicht Zugang zum Genussmittel Likör bekam.
Klosterlikör wird also noch heute durch das Einlegen von Gewürzen, Kräutern und dergleichen in Alkohol, Wasser und Zucker (Mazeration) und eine anschließende zweifache Destillation hergestellt. Vor der Kolonialisierung und Industrialisierung, als Zucker noch sehr kostspielig war, verwendeten Klöster Honig, um die Bitterkeit der Liköre auszugleichen. Heute ist beides möglich, solange der Zuckergehalt bei mindestens 100 g/l liegt. Ihre anderen Zutaten – die Kräuter, Gewürze und andere Flora – bezogen sie aus ihren eigenen Gärten. Klosterlikör muss also nicht automatisch nur aus (Heil)Kräutern bestehem. Oft kommen auch Früchte zum Einsatz.
Klosterlikör – Unsere Empfehlungen
Da wären wir auch schon bei unseren Empfehlungen angelangt. Heutzutage stellen nicht nur Klöster und Abteien Klosterlikör her. Manchmal arbeiten sie mit externen Brennereien zusammen. Diesen stellen sie dann die Extrakte, die sie aus den Erzeugnissen ihrer Gärten gewonnen haben, zur Verfügung. Es gibt aber auch Brennereien, die die Mazeration, Destillation etc. noch auf den Gründen alter Klöster und Abteien durchführen.
Jetzt noch kurz eine Notiz zur Trinkweise von Klosterlikören: Wie jeden anderen Likör können Sie einen Klosterlikör als Digestiv, also nach dem Essen, oder in Longdrinks und Cocktails genießen. Dabei können Sie die kräuterlastigen Klosterliköre getrost in Rezepten einsetzen, die “Kräuterlikör” aufführen. Außerdem bieten sich die etwas fruchtigeren Varianten der Klosterliköre in Cocktails als Ergänzung oder als Ersatz für Obstliköre an. So verpasst man dem fruchtigen Charakter des Getränks einen herben Kräuterton.
Chartreuse Elixir
Die französische Likörmarke Chartreuse hat ihren Ursprung in dem Rezept von Kartäusermönchen aus dem Jahre 1608. Diese erhielten das Rezept der Sage nach von Francois Hannibal d’Estrées, einem französischen Adligen, der es seinerseits Experimenten der Alchemie zu verdanken hat. Die genaue Rezeptur ist geheim. Dennoch sickerte durch, dass der Klosterlikör aus mindestens 130 Kräutern besteht. In dem Kloster La Grande Chartreuse stellt Chartreuse den Klosterlikör Élixir Végétal seit 1737 her. Noch heute produzieren die Kartäusermönche Dom Benoít und Bruder Jean Jacques die Kräuteressenzen für die Chartreuse Liköre her. Mit seinen 69 % ist der Chartreuse Élixir sehr kraftvoll und intensiv im Aroma. Er ist sowas wie ein Klosterlikör-Konzentrat. Sie sollten Ihn stets etwas verdünnt genießen – Ihren Cocktailkreationen sind da keine Grenzen gesetzt. Auch in der Küche macht der Klosterlikör eine gute Figur. Der Chartreuse Grün, auch Chartreuse Verte genannt, ist eine weiterentwickelte Version des Chartreuse Élixir aus dem Jahr 1764.
Chartreuse Meilleurs Ouvriers de France Sommeliers
Der Chartreuse Meilleurs Ouvriers France Sommeliers ist ein Beispiel für die Zusammenarbeit einer Klosterbrennerei mit einem externen Alkoholproduzenten. In diesem Fall arbeiteten die Kartäuser Mönche von Chartreuse 2007 mit den besten Sommeliers Frankreichs zusammen. Aus der Kombination beider Expertisen entstand der goldgelbe Klosterlikör, dessen Rezept natürlich ein Geheimnis ist. Der Likör weist eine äußerst feine Aromatik und weiche Struktur auf. Er duftet nach einer ausgeklügelten Komposition ausgewählter Kräuter und Gewürze. Im Anschluss legt er sich geschmeidig an den Gaumen und entfaltet neben dem herben Kräuteraromen auch eine liebliche Süße. Elegant verabschiedet er sich in einem anhaltenden Finish.
Breslauer Dom
Mit dem Breslauer Dom stellen wir Ihnen einen Klosterlikör aus hellem Kräuterdestillat vor. Die Nürnberger Likörfabrik GEFA destilliert ihn seit 1945 nach schlesischer Tradition der Benediktiner-Abtei. Zuvor wurde der Klosterlikör Breslauer Dom in der namensgebenden Stadt hergestellt. Welche Kräuter genau ihren Weg in den Abtei-Likör finden ist nicht bekannt. Er ist ein feiner und edler Klosterlikör, den Sie nach dem Essen als Digestif reichen können.
Ettaler Klosterlikör Gelb
Der Ettaler Klosterlikör Gelb stammt aus der bekannten oberbayrischen Klosterdestillerie. Seit 1330 besteht das Kloster Ettal. Es besteht aus mehreren Gebäuden, darunter die Destillerie, eine Brauerei, mehrere Gasthöfe und auch landwirtschaftliche Betriebe. Noch heute findet die gesamte Produktion auf dem Grund des Klosters statt. Dabei werden noch immer die alten Rezepturen der Benediktinermönche des 16. Jahrhunderts verwendet. So steht auch hinter dem Ettaler Klosterlikör Gelb ein traditionsreiches Rezept. Eine große Anzahl an ausgewählten, edlen Kräutern aus dem Klostergarten werden in reinem Alkohol und kristallklarem Wasser mazeriert, anschließend destilliert und mit Berghonig aus der Kloster-Imkerei und Safran verfeinert. Der Klosterlikör reift dann noch für mindestens sechs Monate in Eichenholzfässern. Deswegen finden sich auch süße Vanillenoten im Geruch wieder. Sie ergänzen die würzigen Kräuter- und feinen Honignoten. Diese ziehen sich auch durch den vollmundigen Geschmack. Außerdem balanciert die Süße des Honigs die Bitterkeit des Safrans aus.
Ettaler Heulikör
Die Brennerei der Benediktinerabtei Ettal kann nicht nur auf ihre klostereigenen Kräutergärten zurückgreifen. Für ihre Klosterliköre wie den Ettaler Heulikör können sie auch auf den naturgeschützten Berghängen der Ammergauer Alpen nach wilden Kräutern suchen. Die „Wiesmahd“, also das analoge Mähen der wilden Wiesen, findet einmal im Jahr statt. Daraus entsteht das Heu für den Ettaler Heulikör. Dieses verlesen die Mönche noch in Handarbeit. Daraus gewinnen sie dann durch Perkolation (pharmazeutisches Filterverfahren) die Extrakte der Wiesenpflanzen. Das schlägt sich auch im Geruch nieder. Der Klosterlikör riecht süß, aber auch nach Heu und frisch gemähter Wiese. Samtig verbreitet er die gleichen Aromen am Gaumen und rollt mit feinen Waldmeister- und Mariengrasnoten über die Zunge.
Andechs Johannisbeere
Zum Schluss stellen wir Ihnen einen fruchtigen Klosterlikör vor. Auch im berühmten bayrischen Kloster Andechs hat das Destillieren eine lange Tradition. Bis Anfang des 19. Jahrhunderts brannten die Benediktiner Mönche in der Klosterapotheke ihre Destillate nach überlieferten Rezepturen. Erst seit 2003 gibt es eine Klosterbrennerei am Fuße des Heiligen Berges. Sie entstand durch den Umbau und die Restauration der alten Schreinerei. Dort entsteht nun auch der Andechs Johannisbeere nach traditioneller Herstellungsweise. Frische schwarze Johannisbeeren, die erst geerntet werden, wenn sie ihr volles Aroma entfaltet haben, werden zum Klosterlikör verarbeitet. In der Nase wie am Gaumen verbreitet er seine ausgeprägte Fruchtnote. Dabei ist er nicht zu süß, denn die natürliche feine Bitterkeit und die fruchtige Spritzigkeit der Beeren balancieren den Geschmack gekonnt aus. Andech Johannisbeere bietet sich nicht nur als Digestif oder in Cocktails an. Auch als Aperitif mit Sekt macht er eine gute Figur.
Hoffentlich konnten wir Ihren Likör-Horizont mit diesem Beitrag ein kleines bisschen erweitern. Jetzt haben Sie bei der Erwähnung von Likör auf jeden Fall eine neue Assoziation. Vielleicht spielt sich sogar vor Ihrem inneren Auge eine Szenerie ab, in der Mönche in ihrem umfriedeten Garten Kräuter ernten, in ihr uriges Kloster bringen und dort die Destillation überwachen. Wir freuen uns in jedem Fall, wenn Sie uns in unserem Essener Laden kommen oder dem Onlineshop einen Besuch abstatten, auf der suche nach einem Klosterlikör.
Falls Sie sich vorher noch weiter in das Thema Liköre einlesen wollen, können Sie sich auch vorher noch gerne auf unserem Blog weiter umsehen. Einen generellen Überblick bietet der Beitrag Liköre – Geheimtipps und Klassiker. Oder wie wäre es mit den spezifischeren Beiträgen Cassis Likör in französischer Tradition und Bester Eierlikör – der Osterstar? Eine kleine Anregung, wie sie Kräuterliköre mischen können finden Sie in dem Beitrag Jägermeister mischen – Variationen mit dem Kräuterlikör. Außerdem können Sie sich noch mehr Inspirationen und Wissen zum Thema Mixen und Mischen von Longdrinks und Cocktails aneignen, indem Sie unseren YouTube-Kanal, die Schüttelschule, besuchen.
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CHEERS!
Ihr Banneke Team
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