Tennessee Whiskey – amerikanischer Whiskey Teil 3
Nach dem Staat seines Ursprungs benannt verrät der Tennessee Whiskey schon auf den ersten Blick einen seiner doch so zahlreichen Charakteristika. Er unterscheidet sich jedoch nicht nur durch seine Herkunft von seinen Vorgängern, dem Rye Whiskey und dem Bourbon Whiskey, sondern auch durch den Herstellungsprozess und seinen daraus entstehenden einzigartigen Geschmack.
Besonders bekannt für seinen Tennessee Whiskey ist die älteste offizielle Destillerie Amerikas: JACK DANIEL’S. Als größte Brennerei Amerikas und eine der bekanntesten Marken der Welt ist ein Gespräch über Tennessee Whiskey ohne Erwähnung der Produkte von JACK DANIEL’S unmöglich.
Unsere Produktempfehlungen für den Tennessee Whiskey erscheinen dementsprechend einseitig, lasst euch jedoch nicht täuschen: Die verschiedenen Whiskey-Sorten von JACK DANIEL’S haben alle ihren ganz eigenen Geschmack!
Aufgrund seiner Herkunft und Besonderheiten ist der Tennessee Whiskey in unserer Reihe über amerikanische Whiskeys ein absolutes Muss und bildet das strahlende Schlusslicht. Begonnen haben wir unsere Reise wie die ersten Siedler mit Rye Whiskey, gefolgt vom allseits bekannten Bourbon.
Was ist Tennessee Whiskey?
1866 markiert das offizielle Gründungsjahr für die Jack Daniel-Destillerie. Damit ist sie die erste registrierte Destillerie in den USA – mit Jack als Master Distiller. Die Eröffnung seiner heute berühmten Brennerei erfolgt kurz darauf direkt neben der wichtigsten Ressource der Brennerei: der mineralhaltigen Cave Spring Hollow-Quelle. 1911 übernehmen Daniels Neffen und Master Distiller Jess Motlow und sein älterer Bruder Lem Motlow die Destillerie. Schon bald sieht diese ihren größten Herausforderungen entgegen: der Prohibition und der Weltwirtschaftskrise. Jess kann seinen Whiskey-Vorrat nicht legal verkaufen, also lagert er ihn mehrere Jahre in Lagerhäusern in Birmingham, Cincinnati und St. Louis. 1933 endet die Prohibition.
Trotzdem dauert es noch einige Jahre bis Jess die Produktion von Jack Daniel’s wieder aufnehmen kann, denn nach der Prohibition sind hochwertige Zutaten knapp bemessen. Ungefähr ein Jahrzehnt später erleidet die Destillerie ihre nächste Krise: Im zweiten Weltkrieg macht ein Versorgungsengpass den Old No. 7 zu einer Rarität. Die Nachfrage schießt in die Höhe. 1944 erreicht der Zweite Weltkrieg seinen Höhepunkt. Während dieser Zeit stellt die Destillerie die Produktion ein, um die Ressourcen für die Kriegsanstrengungen zur Verfügung zu stellen. In den 60er bis 80er Jahren avanciert Jack Daniel’s zu einer amerikanischen Rock’n’Roll-Ikone. Eine aufregende neue Ära der Innovation beginnt mit der Einführung von Gentleman Jack durch Master Distiller Jimmy Bedford (1988-2007) und setzt sich mit der größten Erweiterung der Markenfamilie seit 150 Jahren unter Master Distiller Jeff Arnett (2008-heute) fort.
Jack Daniel’s bleibt bis heute Tennessees größter Whiskey-Hersteller. Erst mit großem Abstand folgen die Brennereien George Dickel in Tullahoma und Benjamin Prichard’s in Kelso. Daneben gibt es vier kleinere Destillerien, die nur wenigen bekannt sind. Zusammenhängen dürfte das auch mit der Prohibition, die nur Jack Daniel’s und George Dickel überlebten. Diese beiden Destillerien bestimmen daher weitgehend den Markt.
Wie wird er hergestellt?
In der Herstellung verhält sich der Tennessee Whiskey zunächst wie der Bourbon Whiskey: Die Maische entsteht mit einem Mindestanteil von 51% Mais und anderen Getreiden wie Roggen und Gerste. Die Gärung erfolgt durch Hefekulturen. Nach der Destillation in Column Stills reift der Whiskey in frisch ausgebrannten Eichenholzfässern. Anders als der Bourbon Whiskey unterzieht sich der Verwandte aus Tennessee vor der Fasslagerung einer Filtration durch Ahorn-Holzkohle (Mellowing). Durch das Herausfiltern von Schwebeteilchen schmeckt der Whiskey reiner und weicher. Die Methode des Mellowings variiert je nach Destillerie. Jeder Tennessee Whiskey kann also auch als Bourbon bezeichnet werden, aber nicht jeder Bourbon ist auch ein Tennessee Whiskey. Um Ihnen das Mellowing-Verfahren, das den Tennessee-Whiskey erst zu dem macht, was es ist, näher zu bringen, beschreiben wir im Folgenden detailliert den Herstellungsprozess des Tennessee-Whiskey von Jack Daniel’s.
Für seine Produkte verlässt sich Jack Daniel’s ausschließlich auf einzeln handgefertigte Fässer aus amerikanischer Weißeiche. Nach dem Zusammenbau wird das Innere des Fasses geröstet und verkohlt, um den natürlichen Zucker des Holzes herauszuziehen und zu karamellisieren. Die Destillerie benutzt für ihren Whiskey noch heute das ursprüngliche Rezept von Jack Daniel aus 80% Mais, 12% Gerste und 8% Roggen. Die ausschließliche Verwendung von Mais der Qualitätsstufe 1 verleiht der Maische eine gewisse Süße. Eine reichliche Menge Roggen rundet die Süße mit kräftigen Pfeffer- und Gewürznoten ab. Außerdem bringt das Malz das Ganze mit einer cremigen Geschmeidigkeit zusammen. Diese Zutaten werden schließlich mit Wasser gemischt. Die Destillation beginnt mit dem Hinzufügen von Hefe aus einem früheren Batch, um einen Whiskey von gleichbleibender Qualität zu erhalten. Die Maische gärt sechs Tage lang, bevor die Destillation in einer großen Copper Pot Stills erfolgt. Statt auf eine doppelte oder dreifache Destillation zu setzen, verdampfen und kondensieren Jack Daniel’s ihren Whiskey nur einmal.
Für den wichtigsten Schritt gibt es mehrere Namen. Der Staat Tennessee erkennt ihn als „Lincoln County Process“ an. Die meisten sagen allerdings „charcoal mellowing” dazu. Die Einwohner von Lynchburg, der Heimat von Jack Daniel’s, bevorzugen zum Teil die Bezeichnung „The Extra Blessing” (dt.: Der besondere Segen). Schon Jack Daniel persönlich bestand auf dieses Verfahren, das noch heute genutzt wird. Tropfen für Tropfen gelangt der unfertige Whiskey durch die handgefertigte Holzkohle in einem Tempo, das allein die Schwerkraft bestimmt. Dieses Prozedere nimmt drei bis fünf Tage in Anspruch.
Unsere Empfehlungen
Bei dieser Palette scheint es sich jeweils um die naheliegendste Auswahl zu handeln. Selbstverständlich ist dies nur ein Querschnitt aus unserem Angebot, das noch viele weitere Sorten bietet. Warum wir hier trotzdem auf Klassiker setzen? Ganz einfach: Einen Blogbeitrag über Tennessee Whiskey zu schreiben und dabei nicht die klassischen Jack Daniel’s Produkte zu erwähnen, wäre schlicht ketzerisch. Lassen Sie sich deshalb neu von scheinbar altbekannten Spirituosen inspirieren.
Jack Daniel’s Gentleman Jack
1988 brachte Master Distiller Jimmy Bedford den zweifach gefilterten Gentleman Jack auf den amerikanischen Markt. Inspiriert durch das ursprüngliche Rezept des Gründers, folgt dieser zunächst dem gleichen aufwändigen Prozess, der auch für den Jack Daniel’s Old No. 7 angewendet wird. Danach unterzieht sich Gentleman Jack allerdings eines zweiten charcoal mellowing, um eine außergewöhnliche Geschmeidigkeit im Geschmack zu erreichen. Aus diesem Grund besticht dieser Whiskey durch seine Kombination aus Sanftheit und Charakter. Hinter der schönen goldenen Farbe verbirgt sich ein sanftes Bouquet mit ausgewogenen Noten von Eiche, fruchtigem Karamell und Vanille. Am Gaumen entfaltet sich ein feiner Körper von mittlerer Statur. Im sanften Mundgefühl zeigt sich sofort die komplexe Würze und Fruchtigkeit des Whiskeys. Im relativ kurzen Finish kommt noch einmal die feine Süße zum Vorschein.
Genießen Sie diesen echten Tennessee Whiskey pur, on the rocks oder als Gentleman Sour. So wird nämlich der säuerliche Geschmack der Zitrone durch einen geschmeidigen, doppelt so feinen Abgang abgerundet. Mixen Sie dazu 50 ml Gentleman Jack, 15 ml Zitronensaft, 12,5 ml einfachen Sirup und einen Schuss Bitterstoffe in einen mit Eiswürfeln gefüllten Cocktail-Shaker und schütteln Sie alles für 20 bis 30 Sekunden. Füllen Sie das Getränk in ein Glas und garnieren Sie das Ganze mit einer Zitronenspalte.
Jack Daniel’s Old No. 7
Eines der ältesten Produkte der Jack Daniel’s Destillerie. 1904 gewinnt der Old No.7 auf der Weltausstellung in St. Louis, Missouri, seine erste Goldmedaille. Damals rechnet niemand mit dem Erfolg der quadratischen Whiskeyflasche, denn die Konkurrenz ist stark: Auf der Ausstellung erleben die Gäste außerdem das erste Riesenrad und essen den ersten Hot Dog. Trotzdem sticht Jack Daniel mit seinem Whiskey hervor und begeistert die Massen.
Inzwischen gesellen sich sechs weitere Goldmedaillen zu der ersten. Kein Wunder, denn damals wie heute überzeugt das Kult-Getränk nicht nur durch den typischen, sanften Duft mit Noten aus Karamell, Vanille und hellen Früchten. Auch am Gaumen beeindruckt dieser Tennessee Whiskey mit seiner Sanftheit, die vom charcoal mellowing herrührt. Besonderen Wert legt die Jack Daniel’s Destillerie auf die Reifung in handgefertigten Fässern, wodurch ein ausbalancierter Geschmack von Süße und Eiche entsteht. In diesen Fässern verbinden sich Destillat und Holz. Das Ergebnis ist eine goldene Farbe mit bernsteinfarbenen Reflexionen und ein kraftvoller Geschmack. Erst durch diesen Reifeprozess wird der Brand zu Jack Daniel’s Old No. 7 Tennessee Whiskey mit dem weltberühmten Flaschendesign. Diesen Whiskey trinken Sie deshalb am besten unverfälscht pur oder mit Eis.
Jack Daniel’s No.27 Gold
Dieser Tennessee Whiskey aus der Jack Daniel’s Familie ist eine außergewöhnliche Ergänzung zur Produktlinie aus dem Traditionshaus in Lynchburg. Auch hier erfolgt die obligatorische Reifung in Eichenholzfässern aus amerikanischer Weißeiche, wie bei seinem großen Bruder, dem Old No. 7. Allerdings ist es damit nicht getan. Darauf folgt eine zweite Veredelung in handgefertigten Holzfässern aus Zuckerahorn. Dieser zusätzliche Schritt findet unter der strengen Kontrolle der Brennmeister statt.
Doch auch hier endet die Sonderbehandlung nicht. Damit sich ein No. 27 Gold als solcher bezeichnen darf, muss die Spirituose ein zweites Mal durch eine drei Meter dicke Holzkohlewand laufen. Das Ergebnis kann sich schmecken lassen. Der No. 27 Gold kann mit einem besonders runden und weichen Charakter punkten.
Im Glas glänzt dieser besondere Whiskey in einer warmen goldenen Bernsteinfarbe mit dunklen Untertönen. Das süße Aroma von Karamell und Ahornsirup wird durch Kakao, Vanille und einer zart-rauchigen Würze hervorgehoben. Dies ist ein weicher, vollmundiger Whiskey mit einem sehr geschmeidigen Mundgefühl. Die süßen Karamellnuancen finden sich in den Aromen der dunklen Schokolade wieder. Dank der zweiten Verfeinerung sind die subtilen Ahornnoten perfekt in diesen Whiskey integriert. Das Finish dieses Double Barreled Tennessee Whiskeys ist ganz besonders rund und geschmeidig. Er eignet sich hervorragend für den Genuss auf Eis oder pur.
Jack Daniel’s Tennessee Rye
Auch Jack Daniel’s Tennessee Rye ist ein Whiskey, der nur aus Lynchburg, Tennessee, stammen kann. Seit 2017 wird er mit einem 70%igen Anteil Roggen, natürlichem Quellwasser aus der hauseigenen Cave Spring Hollow-Quelle und Jack’s bewährtem charcoal mellowing-Verfahren hergestellt. Der aktuelle Brennmeister Jeff Arnett und die Whiskey-Hersteller der Jack Daniel-Destillerie schufen einen einzigartigen Rye, der unbestreitbar würzig und komplex ist und dennoch geschmeidig schmeckt. Obwohl es eines der ersten neuen Rezepte nach über 150 Jahren ist, schmeckt dieser Whiskey dennoch unverkennbar nach Jack Daniel’s.
Die wachsende Bedeutung von Rye-Whiskey liegt nicht nur in seinem Ursprungsland, den USA. Auch in Europa wird er immer beliebter. Natürlich stellt Roggen die Hauptzutat dar. Dazu kommen 18% Mais und 12% Gerste, wodurch der Whiskey an Komplexität und Tiefe gewinnt. Im Glas zeigt sich eine kräftige Bernsteinfarbe. In die Nase steigt der Duft reifer Früchte mit einem Hauch von Eiche und Roggen. Weniger prominent und dennoch deutlich herauszuschmecken sind die Aromen von würzigem Zimt und saftigen Äpfeln. Der Tennessee Rye besticht durch seine vielfältige Geschmackskomposition. Der süße Karamellgeschmack im ersten Eindruck wird durch feine Gewürznoten abgerundet. Die elegante pfeffrige Schärfe sorgt im Finish für eine angenehme Überraschung.
So viel zu unserem zweiten Exkurs in die Welt der amerikanischen Whiskeys. Hast du mehr Lust auf Whiskey bekommen? Dann schau dir doch unsere Empfehlungen zu den besten Whiskeys bis 40 € an oder starte mit sanften Whiskeys, die sich besonders für Einsteiger eignen. Alternativ kannst du natürlich auch gleich zu einer der bekanntesten Destillerien greifen und dir deinen neuen Lieblings-Glenfiddich aussuchen oder zu einem berüchtigten Highland Whiskey greifen. Schau dich gerne um, wir haben für jedes Land mit Whiskey-Kultur, sei sie noch so jung oder alt, eine Empfehlung in petto!
Aber nicht nur pur, auf Eis oder mit Wasser kann man Whisky trinken, auch in Cocktails macht er eine gute Figur. Du möchtst dir deinen Lieblingscocktail mit Whiskey selbst zubereiten, dann haben wir hier unsere 10 besten Rezepte für dich.
Hilfe bei der Zubereitung deiner Lieblingscocktails und spannender Neulinge mit und ohne Whisky findest du rund um die Uhr in unserer Schüttelschule auf Youtube. Die Zutaten für die Rezepte kannst du jederzeit in unserem Onlineshop bestellen oder in der Essener Innenstadt in unserem Ladengeschäft erwerben. Unsere Kollegen beraten dich gerne!
Wir wünschen viel Spaß beim Ausprobieren und sagen:
CHEERS!
Dein Banneke Team
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